(Oranienburger Generalanzeiger, 23.4.05) ORANIENBURG. Ein dickes Lob bekam die Stiftung Brandenburgische
Gedenkstätten jetzt vom Vorsitzenden des Vereins “Gegen Vergessen — Für
Demokratie”, Joachim Gauck.
Der frühere Chef der Stasi-Unterlagen-Behörde besuchte dieser Tage die
Gedenkstätte Sachsenhausen, um sich über den Fortgang der Sanierung und
die pädagogische Arbeit dort zu informieren. Für die eindrucksvollen
Veranstaltungen zum 60. Jahrestag der Befreiung der KZ Ravensbrück und
Sachsenhausen am vorigen Wochenende dankte Gauck ausdrücklich
Stiftungsdirektor Prof. Dr. Günter Morsch und seinen Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern. Alle Veranstaltungen seien von einer Atmosphäre der
Begegnung und des Gesprächs zwischen den Generationen geprägt gewesen, so
Gauck.Auch über die verschiedenen Museen und Ausstellungen in der
Gedenkstätte informierte sich Joachim Gauck bei einem mehrstündigen
Rundgang. “Mit der Neukonzeption ist eine schlüssige Darstellung der
zweifachen Geschichte von Sachsenhausen als nationalsozialistisches
Konzentrationslager und als sowjetisches Speziallager gelungen”, sagte
Gauck. Nicht zuletzt das Museum zur Geschichte des Speziallagers sei –
auch architektonisch – ein eindrucksvoller Ort, an dem die komplexe
Geschichte sensibel und differenziert dargestellte werde. Durch die
Einbeziehung zahlreicher Einzelschicksale eröffnet die Ausstellung den
Besuchern zugleich einen emotionalen Zugang, sagte Gauck.Das sieht die
Antifaschistische Gruppe (Antifa) Oranienburg freilich völlig anders, die
deshalb heute zu einer eigenen Gedenkveranstaltung in der Gedenkstätte (12
Uhr, Lagermauer an der „Station Z“) aufruft, weil sie an den
Veranstaltungen vom Wochenende bewusst nicht habe teilnehmen können.Sie
wirft der Gedenkstättenleitung unter anderem vor, dass es der nicht um
eine inhaltliche Abgrenzung von revisionistischen Positionen, sondern nur
um die medienwirksame Abgrenzung zu einer rechtspopulistischen Partei
gehe. So sei ein Kranz der DVU dieses Jahr aus der Gedenkstätte entfernt
worden, einer der Union der Opfer Kommunistischer Gewaltherrschaft voriges
Jahr aber nicht. In beiden Fällen sollten NS-Verbrechen durch
Gleichsetzung der Konzentrationslager mit den Speziallagern der Roten
Armee relativiert werden, schreibt Judith Schäfer für die Antifa.Ein
Vorwurf geht an Bürgermeister Hans-Joachim Laesicke (SPD), der zum 60.
Jahrestag der Bombardierung Oranienburgs einen Kranz niedergelegt und eine
entschärfte Bombe als Denkmal gegen “schreckliche Kriege” eingeweiht habe.
Auch dadurch würden Täter zu Opfern gemacht und der II. Weltkrieg als
Krieg wie jeder andere betrachtet.