Zehntausende Menschen haben am Wochenende im sächsischen Torgau die
legendäre erste Begegnung US-amerikanischer und sowjetischer Truppen zum
Ende des Zweiten Weltkriegs gefeiert. In Zeithain bei Riesa wurde an die
Befreiung des dortigen Kriegsgefangenenlagers erinnert. Auch in Brandenburg
gab es Gedenkfeiern.
In Torgau zogen Schüler der Stadt ein rund 300 Meter langes Friedensband mit
gebastelten Friedenskranichen über die Elbe zum Gedenken an das historische
Ereignis vor 60 Jahren. Am 25. April 1945 hatten sich auf der zerstörten
Elbbrücke von Torgau der US-Amerikaner William Robertson und der Weißrusse
Alexander Silwaschko die Hände gereicht. Mit dem Handschlag von Torgau hatte
sich die Lücke zwischen Ost- und West-Front geschlossen und das Ende des
Krieges war greifbar nah. In den Hauptquartieren der alliierten Streitkräfte
wurde diese Begegnung zum offiziellen ersten Zusammentreffen der beiden
Mächte erklärt.
Die legendäre Brücke gibt es heute nicht mehr. Nach dem Krieg wieder
aufgebaut, wurde sie nach der Wiedervereinigung wegen Baufälligkeit
abgerissen. Nur ein Pfeiler als Symbol für den Frieden ist übrig geblieben.
Die Stadt feierte die historische Begegnung gestern mit Musik und
Folkloregruppen, einem Umzug von Kriegsveteranen und einem Gottesdienst.
Überschattet wurde der “Elbe Day” jedoch von einer Grabschändung auf dem
russischen Friedhof in Torgau. Unbekannte beschmierten mehrere Grabsteine,
die von Bürgern am Samstag entdeckt wurden. Die Schmierereien wurden nach
Angaben der Polizei inzwischen beseitigt. Der Staatsschutz ermittelt gegen
die unbekannten Täter.
Stilles Gedenken in Zeithain
Ein stilles Gedenken führte Diplomaten und Mitglieder der sächsischen
Regierung am Samstagabend nach Zeithain, wo vor 60 Jahren ein
Kriegsgefangenenlager befreit wurde. In der Nähe eines ehemaligen
Truppenübungsplatzes wurden damals tausende sowjetische Kriegsgefangene in
Massengräbern bestattet. Es ist der größte Friedhof sowjetischer
Kriegsgefangener auf deutschem Staatsgebiet. Etwa 30 000 Kriegsgefangene
sind dort begraben. Russische Kriegsveteranen nahmen an der Gedenkfeier in
der Gedenkstätte des Kriegsgefangenenlagers teil.
Sachsens Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) und der Präsident des
Volksbundes deutsche Kriegsgräberfürsorge, Reinhard Führer, überreichten den
Botschaftern Russlands, Weißrusslands und Kirgisiens sowie einem Vertreter
der Ukraine ein Gedenkbuch mit Berichten über das Schicksal von etwa 5500
Kriegsgefangenen.
In Treuenbrietzen im Land Brandenburg wurde mit einem Festakt zum 60.
Jahrestag des Kriegsendes der militärischen und zivilen Opfer von Krieg und
Gewaltherrschaft gedacht. An der Veranstaltung nahmen Innenminister Jörg
Schönbohm (CDU) sowie die Botschafter Italiens und Russlands teil.
Brandenburgs Justizministerin Beate Blechinger (CDU) erinnerte zum 60.
Jahrestag der Befreiung des Zuchthauses Brandenburg-Görden an die dunkle
Geschichte des Gefängnisses. Dort wurden vom 1. August 1940 bis zum 20.
April 1945 fast 2800 Menschen hingerichtet.
Blechinger rief alle demokratischen Kräfte auf, sich verstärkt
rechtsextremistischem Gedankengut entgegenzustellen. Es sei an so einem Ort
“besonders beklemmend”, dass die “braune Vergangenheit” immer wieder auch in
die Gegenwart hinein reicht, es leider Menschen gibt, die
national-sozialistisches Gedankengut beschönigen und verharmlosen oder sich
gar damit identifizieren und ihr Handeln daran orientieren.”