POTSDAM (30.05.05)” Ich finde es gut, dass es in Potsdam so viele Freunde gegen Nazis gibt”,
brüllt Knorkator-Sänger Stumpen ins Mikrofon. Vor der Bühne drängeln sich,
nach Schätzungen von Stumpen, 2000 Leute, die bei seiner Aufforderung,
“gegen die Scheiß-Nazis” zu rocken, ihre Arme in die Höhe reißen und jubeln.
“Deutschlands meiste Band der Welt”, wie sich die Musiker der Berliner
Gruppe Knorkator bezeichnen, spielte am Sonnabend zum Abschluss des
Hochschulsommerfestes der Uni Potsdam. Das Freilichtspektakel am Neuen
Palais fand unter dem Motto “Pop und politische Themen” statt. Für “umsonst
und draußen”, wie es in der Einladung hieß, gab es acht Stunden Live-Musik.
Und dazu Staropramen und Grillwurst sowie Infostände über Rassismus und
einen Kuchenbasar für Habari in Afrika. Über den Tag sollen 3000 Gäste
gekommen sein.
Bei der Potsdamer Band Fosbury Flop und dem Reggae Sänger Martin Jondo aus
Berlin blieb das Publikum noch fern der Bühne im Schatten. Eine kleine
Tanzgruppe mit Bikiniträgern und Strohhüten bewegte sich zu den
lateinamerikanisch-karibischen Klängen von Sazón. Die Band aus Jena singt
deutsch, englisch und spanisch. Ihre teils gesellschaftskritischen Texte
waren aufgrund der Akustik schwer zu verstehen. Die Textpassage “Ich bin
dagegen” sorgte für einige Mitsinger im Publikum. Auch die Texte der
Punkrocker von Freygang nur zu erahnen. Die Tanzgruppe zog sich zurück,
gesetzteres Publikum sammelte sich vor der Bühne. Für Unterhaltung in den
Umbaupausen sorgte Student Robert Lucas mit einem Salsa-Tanzkurs. Auch
Kinder und Hunde drehten sich da im Kreis. Kaum einer lag oder saß noch auf
der Wiese, als mit dem Einbruch der Dunkelheit Knorkator auf die Bühne kam.
Der schwarz tätowierte Sänger, bekleidet nur mit gelbem Badeanzug, schlug
Purzelbäume und hüpfte chaotisch von einer Ecke in die andere. Bei dem Lied
“Ich hasse Musik” warf er wütend eine Lautsprecherbox aus Schaumstoff ins
Publikum. Der virtuose Krach und die etwas derben Texte sorgten bei den
Zuschauern für kräftiges Haareschütteln und unaufhörlichen Jubel. Am Ende
der Veranstaltung konnte auch der einsatzbereite Krankenwagen ohne Blaulicht
losfahren.