Als die Veranstalter erstmals für den 11. März 2006 die Demonstration in Halbe
anmeldeten, hatten sie offensichtlich in den Tausendjährigen Kalender der Nazis
geschaut. 1939 verfügte Hitler, am 16. März, dem Tag der Wiedereinführung der
allgemeinen Wehrpflicht im Jahre 1935, den Heldengedenktag zu begehen. Wenn der 16.
März nicht auf den Sonntag fiel, sollte er am Sonntag zuvor stattfinden. Für den
verbrecherischen Krieg bedurfte es wieder toter Helden. Der sinnlose Kriegstod wurde
zum Heldentod umgedeutet.
Der gespenstige Demonstrationszug am 11. März in Halbe stand in Kontinuität zu den
kriegsverherrlichenden Inszenierungen der braunen Welteroberer und ihrer
millionenfachen Verbrechen. Statt die Veranstaltung in Halbe als
“nationalsozialistische Heldenverehrung” und damit als eindeutiges Propagandadelikt
zu verbieten, sorgten die Zuständigen dafür, dass die Nazis in Halbe die Trommeln
schlagen, marschieren und den “Heldengedenktag” in Kontinuität zu ihren
nationalsozialistischen Vorbildern begehen konnten.
Die Polizei schirmte die Veranstaltung der Nazis weiträumig ab. Gegendemonstranten
standen mit ihrem Protest nicht nur weit weg von dem gespenstigen Aufzug. Sie
mussten zuvor entwürdigende Kontrollen über sich ergehen lassen, und ihre
Personalien wurden festgehalten. Die Berliner Vereinigung der Verfolgten des
Naziregimes- Bund der Antifaschisten protestiert gegen die Kriminalisierung
antifaschistischen und zivilgesellschaftlichen Engagements und erwartet, dass
Propagandaveranstaltungen der Neonazis verboten werden, auf denen die Geschichte
verfälscht, die Verbrechen des Naziregimes mit “Heldenkundgebungen” relativiert und
die Opfer des Faschismus verleumdet werden.
Dr. Hans Coppi
Vorsitzender der Berliner VVN-BdA