FÜRSTENBERG Das sichtbare Zeichen dafür, dass morgen die Feierlichkeiten zum
60. Jahrestag der Befreiung des KZ Ravensbrück beginnen, setzten nicht nur
die Arbeiter, die gestern das “Zelt der Begegnung” aufbauten. Mit der
Eröffnung des “Generationenforums”, das bis Freitag 40 Schüler und Studenten
mit Überlebenden des KZ Ravensbrück vereint, sind die Gedenkfeierlichkeiten
auch inhaltlich gestartet.
Gedenkstättenleiterin Sigrid Jacobeit freute sich besonders, dass mit Agnes
Bartha (Ungarn), Anika Bremell (Schweden), Batsheva Dagan (Israel) und Liesl
Jäger (Deutschland) vier Überlebende nach Ravensbrück gekommen sind, die den
Jugendlichen nicht nur ihre Geschichte nahe bringen werden, sondern auch
bereit sind, den jungen Leuten zuzuhören. Ebenfalls beim Forum dabei ist
Sten Olson, der 1945 als Busfahrer für das Schwedische Rote Kreuz tätig war.
Noch vor der Befreiung des KZ Ravensbrück holten die Schweden und Dänen
tausende Häftlinge aus KZs und Zuchthäusern heraus (“Aktion Bernadotte”) und
brachten sie nach Schweden. Anika Bremell, eine gebürtige Niederländerin,
ist eine davon. Sie blieb in Schweden.
Das Forum kann nur dank der Unterstützung der Dr.-Hildegard-Hansche-Stiftung
stattfinden. Deren Aufsichtsratsvorsitzender Klaus Eschen betonte, dass das
Forum ganz im Sinne der Ravensbrückerin Hildegard Hansche sei. Sie hatte in
ihrem Vermächtnis verfügt, dass ihr Vermögen für die antifaschistische
Bildung der Jugend eingesetzt werde. “Sie haben das Privileg, mit Zeitzeugen
zu reden”, machte Eschen den jungen Leuten, die zum großen Teil bei
Jugendradios tätig sind, klar. Eschen wandte sich energisch an
Darstellungen, wie sie in den vergangenen Wochen vielfach in den Medien zu
finden sind: “Es ist Mode geworden, die deutsche Bevölkerung als Opfer der
Nazis hinzustellen. Die Leiden, die mit dem Kriegsende kamen, hatten ihre
Ursache in der verbrecherischen Politik der Nazis. Dass die Welle zurück
kommt, ist völlig klar.” Als wichtigste Aufgabe heute sieht Eschen die
Verhinderung eines Klimas im Volk, in dem Totalitarismus entstehen kann.
“Fragt heute. Denn heute gibt es noch Zeugen”, heißt es in einem Gedicht von
Batsheva Dagan. Genau deshalb sind die jungen Leute nach Ravensbrück
gekommen.