KLEINMACHNOW Im “Ort der Erinnerung” gibt es nur einen Weg. Wer ihn begeht,
läuft zurück in die Vergangenheit. So sieht es jedenfalls die Idee vor, nach
der Kleinmachnows Gedenkstätte für die NS-Zwangsarbeiter auf dem Gelände der
einstigen Dreilinden-Maschinenbau GmbH derzeit gestaltet wird.
“Der Betrachter soll behutsam in diesen Ort hereingenommen werden”, erklärte
Landschaftsarchitekt Ole Saß vom Büro “Landschaft Planen und Bauen” jetzt
vor dem Kulturausschuss der Gemeinde. Seine Darstellung der entstehenden
Gedenkstätte zeigt deutlich, was geplant ist und der Betrachter vor Ort nur
intuitiv erfahren wird: Man wandelt auf einem Pfad über die zwei einzigen
noch vorhandenen Fundamentplatten der alten Baracken. Sie sind begrünt und
mit Stahl eingefasst.
Zunächst wirkt nichts als nur eine flächige Ebene im Wald. Doch eine zwei
mal zwei Meter große Tafel aus rostig anmutendem Stahl gibt die Erklärung,
denn auf ihr lassen ein Text und ein Lageplan den Betrachter die
Vergangenheit erreichen.
“Dieser Ort nimmt die Materialität der Vergangenheit auf, ohne grell
aufzutragen”, begründet Ole Saß die zurückhaltende Gestaltung der
Fundamente. Der Ort wirke dadurch ruhig — allerdings jetzt noch nicht. Denn
in diesen Tagen wird weiterhin an ihm gerüttelt. Die Landschaftsbauer legen
zunächst die Fundamente weiter frei.
Dann wird über den auf den Bodenplatten aufzutragenden Schichten — darunter
auch Fließ — Rasen gesät. Am Ende hebt eine Stahleinfassung die Kontur der
Platten hervor. “Auf diese Fundamente werden Substrate gebracht, um sie für
immer zu konservieren”, erklärt Architekt Saß. Sie seien als Bodendenkmale
schließlich zu schützen.
Der genaue Wortlaut des Textes für die Gedenktafel ist in der Gemeinde noch
nicht vollends beschlossen. Eine Empfehlung gab der Kulturausschuss bereits
an die Gemeindevertreter. Der Heimatverein hatte zuvor einen Vorschlag dazu
verfasst. Wann der “Ort der Erinnerung” als Gedenkstätte eingeweiht wird -
und somit auch seine ihm versprochene Ruhe erhält — ist allerdings noch
nicht festgelegt. “Wir hoffen, Ende Juni alles gestaltet zu haben und Anfang
Juli die Platte setzen zu können”, sagt Dieter Schubert von der Dreilinden
Entwicklungsgesellschaft, der das Projekt leitet.
Der 8. Mai als ursprüngliches Datum für die Einweihung lässt sich also nicht
halten. Mit dieser Gedenkstätte solle man nicht hasten. Sie entsteht als
Ersatz für eine originale Fremdarbeiterbaracke, die im Zuge der Errichtung
eines Wohngebietes abgerissen worden war. Auch sollen Zeitzeugen zur
Einweihung eingeladen werden.
Dass die Orte, die Ole Saß und dessen Planungsbüro anfassen, mit der Zeit zu
eindrucksvollen Stätten wachsen, dessen können sich die Kleinmachnower
sicher sein. Denn nicht nur im Berliner Umland hat er schon mehrere Objekte
dieser Art betreut. Im Jahr 2002 gewann Saß — damals noch als Student — den
ersten Preis im Wettbewerb um das Mahnmal für den Stuttgarter Nordbahnhof.
Von dort aus wurden zwischen 1941 und 1945 in Süddeutschland lebende Juden
nach Theresienstadt und Auschwitz deportiert.