(MAZ, Alexander Beckmann) LINUM Linums Ortsbürgermeisterin Wilma Nickel macht sich Sorgen wegen des
Kriegerdenkmals im Ort. Das Monument zu Ehren der im Ersten Weltkrieg
gefallenen Linumer bröckelt. Und der Gemeinde fehlte bisher das Geld, um
etwas für seinen Erhalt zu unternehmen. Doch das ist es nicht, was die
Ortsbürgermeisterin unruhig macht.
Vor einigen Wochen, auf dem Weg in den Urlaub, erhielt Wilma Nickel einen
Anruf von einer ihr unbekannten Zeitung in Berlin, die sie nach dem Denkmal
befragte. Die Ortsbürgermeisterin stand Rede und Antwort, wunderte sich dann
allerdings, wie sie dem Ortsbeirat am Montag berichtete, über die Art der
Fragen. Wilma Nickel wurde misstrauisch und wandte sich Rat suchend an die
MAZ.
MAZ-Recherchen ergaben, dass am 12. November ein Beitrag über das Linumer
Kriegerdenkmal in der “Jungen Freiheit” erschien. An dem Text selbst scheint
wenig auszusetzen — allerdings unter Umständen an der Leserschaft. Die
“Junge Freiheit” gilt als Sprachrohr der so genannten “Neuen Rechten”. Nach
Einschätzung des nordrhein-westfälischen Innenministeriums betreibt das
Blatt auf recht subtile Weise “eine Umbewertung der Begriffe”. “Die ‚Junge
Freiheit kennzeichnet ein grundlegender Antiliberalismus, der mit
Elite-Denken, Kritik am parlamentarischen System und an der Idee der
allgemeinen Menschenrechte verbunden ist”, heißt es in dem Bericht unter
anderem (siehe www.im.nrw.de/sch/347.htm).
Vor wenigen Tagen nun fand die Linumer Ortsbürgermeisterin in ihrem
Briefkasten ein Schreiben, in dem eine Spende zur Rettung des Denkmals
angeboten wird. Wilma Nickel ist das suspekt: “Der muss den Beitrag gelesen
haben. Andere Informationen zum Denkmal habe ich in letzter Zeit nicht
rausgegeben”, sagte sie am Montag bei der Ortsbeiratssitzung. “Ich verzichte
auf jeden Pfennig Geld, wenn es aus dieser Szene kommt. Nicht, dass die dann
hier auflaufen und sagen: ‚Wir haben ja auch was dazugegeben. Damit will
ich nichts zu tun haben.” Wilma Nickel will den Briefschreiber kontaktieren
und nachfragen. Wichtiger Bestandteil der Wiederherstellung des Denkmals sei
schließlich die Anbringung einer Tafel zum Gedenken an alle Opfer von Krieg
und Gewalt.
Der Ortsbeirat schloss sich der Auffassung einhellig an.