(FRITZ HERMANN KÖSER, MAZ) ORANIENBURG Als die letzten Buden schlossen, ging die Party erst richtig los. Auf dem friedlichen Fest im idyllischen Schlosspark herrschte plötzlich Randale. Heike Hentze, die auf dem Stadtfest Crepes verkauft, bemerkte, wie am Sonnabend gegen zwei Uhr morgens eine Horde junger Leute auftauchte. Etwa 30 bis 50 Mann. Von ihrem Wohnwagen konnte sie sie hervorragend beobachten. Um nicht auf sich aufmerksam zu machen, hatte sie das Licht ausgemacht. Ihr stark erkälteter Mann schlief bereits, ihre vier Kinder auch.
“Zunächst zerschnitten sie die Seile der Sprunganlage”, berichtet sie. Zwei der vier Trampoline, die nach dem Betrieb an Schnüren hochgezogen werden, plumpsten herunter. Wolfgang Kobus, Inhaber der Anlage, beziffert den Schaden auf etwa 1000 Euro. “Es waren 40 Meter lange teure Spezialseile, zwei Karabiner wurden mir zudem gestohlen.” Eines der vier Trampoline ist nun nicht mehr funktionsfähig. Kobus sieht bei dem von Veranstalter Alex Kopke organisierten Fest gravierende Sicherheitsmängel: “Bei der Turm-City dagegen war viel Polizei anwesend.”
Nach dem Vandalismus sei es, so Hentze, zum Streit gekommen. Die Jugendlichen, viele tätowiert, prügelten sich. So stark, dass einer wohl einen Krankenwagen herbeirief, wie sie vermutet. Denn der sei einige Zeit später aufgetaucht und habe einen “der Typen” mitgenommen. Gegen 2.30 Uhr habe sie den Notruf 110 gewählt. Sie sei in Potsdam gelandet, von wo aus man sie weiter verbinden wollte. Dies sei aber nicht passiert. Eine halbe Stunde später habe sie sich über die Auskunft mit der Polizeiwache Oranienburg verbinden lassen. Man komme zu Fuß, da man einen platten Reifen habe, hieß es. Doch kein Beamter sei aufgetaucht. Nach einem dritten Anruf habe der Beamte gesagt, dass man nicht befugt sei, die Gruppierung aufzulösen. Hentze: “Der war ziemlich unfreundlich.”
Dafür versuchte gegen fünf Uhr morgens ein Fischbudenbesitzer, die Pöbler zur Vernunft zu bringen. Er hatte zusammen mit seiner Frau den Hund ausgeführt. Der kräftige Mann sah, wie die Randalierer die Plane eines Würstchenstands zerschneiden wollten sowie Bänke umkippten. “Er wollte sie zur Rede stellen”, sagt sein Kollege, der mit ihm zusammenarbeitet. “Normalerweise kann der fünf bis sechs Leute verkloppen, die anderen hauen dann ab”, erklärt er. Diesmal nicht. Er sei zu Boden gegangen. Rund 20 Leute hätten sich auf ihn gestürzt. Seine Frau habe versucht, Hilfe zu holen. Ihr Mann musste sich am nächsten Tag zu einem Arzt begeben. Wenig später, etwa gegen 5.30 Uhr, sei dann doch endlich die Polizei gekommen. Mit zwei Streifenwagen.
Michael Worgall, Dienstgruppenleiter der Polizeiwache Oranienburg, spricht dagegen von “einer kleinen Auseinandersetzung”. Die Vorwürfe der Schausteller lässt er nicht gelten. Die Polizei sei gegen drei Uhr eingetroffen. Mehr wollte er wegen laufender Ermittlungen nicht sagen. Kobus jedenfalls hat genug: “Nächstes Jahr komme ich nicht mehr.”