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«Ich habe am ganzen Körper gezittert»

(LR Forst, 5.7.) Wenn die sieben mon­golis­chen Gäste der Bran­den­bur­gis­chen Tuch­fab­riken GmbH
in knapp drei Wochen wieder in die Heimat nach Ulan Bator fliegen, dann
wer­den sie zu Hause mit zwiespälti­gen Gefühlen von ihrem Besuch in Forst
bericht­en: «Sie haben Angst. 

Immer wieder wer­den sie kon­trol­liert, wenn sie unter­wegs sind» , fasst
Dol­metscherin Ojun Nitzschke die Beschrei­bun­gen der zwei Frauen und fünf
Män­ner zusam­men. Die RUNDSCHAU traf sich mit ihnen am Don­ner­stagabend zu
einem Gespräch. 

Seit ihrer Ankun­ft vor gut zwei Wochen hät­ten die sieben Asi­at­en im Alter
zwis­chen 20 und 37 Jahren regelmäßig Kon­takt zum Bun­des­gren­zschutz (BGS) -
jet­zt schilderten sie Details ihrer Wahrnehmung: Beim ersten Mal, vor 14
Tagen, wur­den sie vor­läu­fig festgenom­men, nach eige­nen Angaben in
Hand­schellen abge­führt und hät­ten sich bis auf die Unter­wäsche entkleiden
müssen. Obwohl Ojun Nitzschke, eine gebür­tige Mon­golin, als Dolmetscherin
vor Ort eilte, sei ein Über­set­zer aus Berlin gerufen wor­den. «Ich durfte
nicht mit rein. Auch ich musste meinen Ausweis abgeben. Ich wollte doch nur
helfen» , erin­nert sich Ojun Nitzschke. Damals tru­gen die sieben Gäste ihre
Pässe samt Touris­ten­vi­sum nicht bei sich, so dass die BGS-Beamten illegal
Ein­gereiste ver­muteten (RUNDSCHAU berichtete). 

«Am ganzen Kör­p­er gezittert»

Der zweite BGS-Ein­satz in gle­ich­er Sache, Mittwoch vor ein­er Woche, fand
nach Aus­sagen von Prokurist Rain­er Schmidt auf dem Gelände der Tuchfabriken
statt. Er selb­st sei zu dieser Zeit auf Dien­streise gewe­sen. «Ich habe am
ganzen Kör­p­er gezit­tert, als ich auf die Knie gezwun­gen wurde» , erzählt der
37-jährige Mon­gole Enkh-Amgalan — und das, obwohl er seinen Pass bei sich
getra­gen habe. «Bei dieser Aktion wurde vom BGS auch ein Tor aufgebrochen» ,
so Rain­er Schmidt. Der Prokurist wolle sich jet­zt ein genaues Bild von dem
BGS-Ein­satz auf seinem Fir­men­gelände ver­schaf­fen. «Ich werde alles rechtlich
prüfen lassen» , so Schmidt. Einen Beschw­erde­brief wolle er auf jeden Fall
auf­set­zen, «wahrschein­lich adressiert an das Außen­min­is­teri­um» . Dass der
BGS in Forst stets präsent ist, sei sich­er nor­mal. «Mir scheint aber, bei
dieser Sache ist viel Willkür dabei» , kri­tisiert Schmidt erneut das
Vorge­hen der Beamten. «Ich wollte den mon­golis­chen Gästen zeigen, wie wir
leben. Die bekom­men aber ein kom­plett falsches Bild von Deutsch­land. Sie
müssen den Ein­druck haben, dass wir ein Polizeis­taat sind» , so Schmidt.
Auch den Vor­wurf der ille­galen Arbeit­sauf­nahme will der Prokurist nicht
unkom­men­tiert ste­hen lassen: «Die Gäste sind keine Schwarzarbeit­er. Sie
absolvieren hier ein Anlern­pro­gramm.» Die Flugtick­ets und das Taschengeld
seien von der mon­golis­chen Fir­ma bezahlt wor­den. In Forst hät­ten die Gäste
Kost und Logis frei. 

Trotz aller Unan­nehm­lichkeit­en zeigen die Mon­golen ein großes Maß an
Höflichkeit: Sie wollen sich bei den Forstern bedanken, über­set­zt die
Dol­metscherin die Bitte. «Wofür eigentlich?» , fra­gen sie und Schmidt nach. 

Kein Kom­men­tar vom BGS

Für Abwech­slung etwas ander­er Art will der Prokurist am Son­ntag sor­gen. Dann
möchte er mit seinem Besuch aus der Mon­golei einen Aus­flug ins Umland
starten. «Da bin ich mit dabei» , schiebt er nach, um die sofort aufkommende
Unsicher­heit zu zer­streuen. Und am 11. Juli sei eine Betrieb­s­feier geplant.
Dies ist ein mon­golis­ch­er Nation­alfeiertag. Es wird das Nadaam­fest begangen. 

Wed­er der BGS in Forst noch das BGS-Amt in Frankfurt/Oder woll­ten sich
gestern auf Anfrage äußern. «Zu diesem speziellen Fall gebe ich keinen
Kom­men­tar ab» , so BGS-Sprecherin Clau­dia Skowronek.

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