Im Gedenken an gefallene Reitweiner
Reitwein (MOZ) Der Zweite Weltkrieg hat auch in vielen Reitweiner Familien tiefe Wunden hinterlassen. 59 Männer aus dem Dorf fielen auf den Schlachtfeldern Europas und Afrikas zwischen 1939 und 1945. Aus ihrer Heimat Vertriebene, die im Spätsommer 1945 über die Oder nach Reitwein kamen, starben erschöpft und entkräftet. Nach 61 Jahren wird ihnen nun auf dem Reitweiner Friedhof gedacht.
Im Gedenken der im Zweiten Weltkrieg gefallenen Reitweiner Väter und Söhne — steht in schwarzen Buchstaben auf der silbernen Metalltafel, die von einer Granitplatte getragen wird. Links und rechts daneben finden sich auf Tafeln die Namen der Gefallenen.
Der erste Reitweiner, Erich Dietrich, fand in Frankreich den Tod. Der jüngste Gefallene, Hans Schulz, war erst 17 Jahre. Der älteste Reitweiner Soldat, Otto Biswanger, fiel als 52-Jähriger im Kessel von Halbe. Joachim Wiedenbeck kam in Afrika ums Leben, und Horst Eichberg ging mit der “Bismark” unter. Junge Männer aus Reitwein fanden in Russland den Tod.
“In vielen Familien wurde damals um Angehörige getrauert”, sagt Hermann Kaiser, der Initiator des Projektes. “Aber das Leid wurde für die Reitweiner Anfang Februar 1945 noch größer, als der Krieg in den Ort kam. Als die Front näher rückte, mussten auch die Dorfbewohner flüchten. Manche Alte blieben jedoch zurück. Sie sind spurlos verschwunden. Ebenso weiß heute niemand mehr, wo die behinderten Kinder aus dem Heim abgeblieben sind. Auch ihre Spur ist verschollen”, erzählt Hermann Kaiser, dessen Familie selbst Leid erlebte. Nach der Rückkehr der Menschen in ihren Heimatort, in dem alles in Schutt und Asche lag, seien viele Menschen bei der Muni- tionsbergung in Reitwein ums Leben gekommen. “Ein Reitweiner überlebte das russische Internierungslager in Jamlitz nicht. Krankheiten rafften nach dem Ende des Krieges ebenfalls viele Bewohner dahin. Vertriebene aus den deutschen Gebieten, die im Sommer 1945 über die Oder kamen, starben vor Erschöpfung. In etwa 80 Gräbern wurden diese Heimatlosen auf dem Reitweiner Friedhof beigesetzt”, hat Hermann Kaiser herausgefunden. Er hat lange und gründlich recherchiert. Er hat Verwandte, Nachbarn, Schulkameraden befragt. Unterstützt wurde er dabei von Frau Kaiser, geborene Schulz, von Frau Labs, geborene Schicke, von Frau Lindow, geborene Scheffler, von Herrn Bäcker und vielen anderen heutigen und ehemaligen Reitweinern. Es war eine Sisyphusarbeit, die beinahe drei Jahre dauerte, erzählt der Heimatverbundene und Geschichtsbewanderte. Es sei höchste Zeit gewesen, um die letzten, noch lebenden Zeugen zu befragen, weiß auch er. Bei allen, mit denen er gesprochen habe, habe er großen Zuspruch und auch große Spendenbereitschaft für das Projekt gefunden. Über 50 Menschen hätten für die vier Gedenktafeln, eine für die zivilen Opfer und drei für die gefallenen Väter und Söhne aus Reitwein, gespendet. Sie ergänzen nun die Kriegsgräberstätte für die im Zweiten Weltkrieg in Reitwein gefallenen deutschen Soldaten.
Die feierliche Einweihung der Erinnerungsstätte findet am Volkstrauertag mit einem Gedenkgottesdienst um 10 Uhr auf dem Ortsfriedhof statt.