(MOZ) Potsdam (dpa) Beim illegalen Grenzübertritt an Oder und Neiße kommen nach Angaben des brandenburgischen Innenministeriums immer wieder Flüchtlinge zu
Tode. Die Zahl der Todesfälle habe sich in den vergangenen Jahren aber deutlich verringert. 2002 etwa seien zwei Tote am Ufer der Neiße bei Guben und Forst (Spree-Neiße) gefunden worden, antwortete Innenminister Jörg
Schönbohm (CDU) auf eine parlamentarische PDS-Anfrage. Mit ihnen habe sich die Zahl der ausländischen Toten an den beiden Flüssen seit 1993 auf 63
erhöht.
Weniger Einwanderer sorgen für Delle in Polizeistatistik
Kriminalität im Schutzbereich Cottbus/Spree-Neiße geht zurück
(LR) Auf ein «aus unserer Sicht sehr ereignisreiches und erfolgreiches Jahr»
blickte der Leiter des Polizeischutzbereiches Cottbus / Spree-Neiße, Olaf
Fischer, bei der Vorstellung der polizeilichen Kriminalstatistik für 2003
zurück. Zwischen Welzow und Guben wurden weniger Straftaten erfasst und mehr
aufgeklärt. Allerdings spielt bei der Erfolgsbilanz auch die Statistik mit.
Für den Schutzbereich zeichnete Fischer ein positives Bild: Die Kriminalität
ging von 29 231 Fällen in 2002 auf 28374 im Vorjahr zurück, die
Aufklärungsquote stieg auf 54,7 Prozent. Olaf Fischer lobte ausdrücklich die
gute Zusammenarbeit mit dem Bundesgrenzschutz und der polnischen Seite. Nur
so hätten Diebstahlserien wie der Cottbuser Airbag-Klau aufgeklärt werden
können.
Wenig aussagekräftige Daten
In Forst stürzte die Zahl der Straftaten von 5478 im Jahr 2002 auf 4653 im
Vorjahr ab. Allerdings sind diese statistischen Zahlen in Hinblick auf die
Gefährdung der Forster mit Vorsicht zu genießen, denn eine Hauptursache des
Rückgangs der Straftaten liegt darin, dass der Bundesgrenzschutz vornehmlich
bei Forst weniger illegal Eingereiste aufgegriffen und an die Polizei
übergeben hat, weil viele Schleuser inzwischen bei ihren Touren nach
Deutschland offenbar den Weg über die Neiße meiden. So gingen die gemeldeten
Straftaten im Bereich Ausländer- und Asylverfahrensgesetz allein im
Kommissariat Forst binnen Jahresfrist um 467 Fälle auf 1270 zurück.
Nebeneffekt: Da der Grenzschutz bei illegalen Grenzübertritten mit der
Straftat meist gleich auch den Täter mitliefert, hatte die Polizei in Forst
2002 die Traum-Aufklärungsquote von 67,2 Prozent. Sie sank auf 66,1
Prozent — der Bundesdurchschnitt liegt bei 52,9 Prozent.
Die Ausländerkriminalität legt sich wie ein Schleier über die Forster
Zahlen. Beispiel: Da die Einwandernden meist Erwachsene sind, ist die
Jugendkriminalität mit 20,8 Prozent extrem niedrig, dafür liegt der Anteil
nichtdeutscher Tatverdächtiger bei 56,3 Prozent. Zum Vergleich: In Spremberg
betrug die Jugendkriminalität 37,8 Prozent, der Anteil nichtdeutscher
Tatverdächtiger lag bei 6,3 Prozent. Wie sich die kriminalistische Lage in
der Grenzregion nach dem EU-Beitritt Polens entwickeln wird, darüber wollte
Schutzbereichs-Chef Olaf Fischer gestern keine Prognose wagen. Allerdings
gebe es bereits enge Abstimmungen mit Zoll und BGS, erklärte er.
Auch andere Zahlen sagen nach Ansicht des Forster Kripochefs Peter Kaiser
nicht das aus, was es auf den ersten Blick scheint: So liegt Forst mit 196
Fällen von Rauschgiftkriminalität nur leicht hinter der Großstadt Cottbus.
Die hohe Zahl resultiere allerdings aus dem Ermittlungsdruck, mit dem die
Forster Polizei die Szene klein halten will. Ob die Stadt im Vergleich zu
den Nachbarn Drogenhochburg ist, kann er nicht sagen. Allerdings sei der
Anteil der harten Droge Heroin bei den sicher gestellten Drogen in Forst
höher als beispielsweise in Spremberg. Als Erfolg bezeichnete Kaiser die
Drogenkontrollen bei Technopartys auf dem Flugplatz Preschen im Frühjahr
2003.
Große Sorgen macht der Polizei im Schutzbereich das verstärkte Zündeln,
offenbar ein landesweiter Trend. Die Zahl der Brandstiftungen in Cottbus und
Spree-Neiße verdoppelte sich im vergangenen Jahr beinahe von 118 auf 203
Fälle, allein in Forst zählte die Polizei 33 Brandstiftungen. Kripo-Chef
Andreas Kaiser kündigte die Einrichtung einer festen Brandkommission an.
Bequemer Betrug per Internet blüht
Auch in Sachen Betrug blüht die Kriminellenphantasie, besonders in der
«Zukunftsbranche» Internetauktionen versuchen Betrüger erfolgreich vom
heimischen Computer aus ihr Glück. Olaf Fischer: «Wir haben hier einen
erheblichen Zuwachs zu verzeichnen. Bequemer geht es ja auch für den Täter
kaum.» Allein das Kommissariat Forst nahm 201 Betrugsanzeigen auf — 26 mehr
als im Vorjahr. Auch die Einbruchsserien in Firmen bereiten den Beamten
Sorgen, im Forster Bereich stieg die Zahl von 109 auf 126 Fälle: Die Täter
haben es derzeit offenbar vor allem auf das Bargeld abgesehen. Volle
Geldkassetten sollten nicht übers Wochenende in leeren Büros bleiben, riet
Fischer eindringlich.
Gute Nachrichten kann Forst in Sachen Fahrradklau, Ladendiebstahl,
Kellereinbrüchen, Straßenkriminalität und, trotz neuer Serien bei
gestohlenen Autoradios, bei Einbrüchen in Pkw vermelden. In allen Bereichen
waren die Langfinger weniger fleißig als 2002. Trotz dieser Trends wird
Forst nicht an die lupenreine Kriminalstatistik des Örtchens Staakow an der
Straße zwischen Lieberose und Guben heranreichen: Die Polizei registrierte
dort nicht eine einzige Anzeige.