INFORIOT Nachdem heute bekannt wurde, dass die Bewohner_innen einer Sammelunterkunft in Potsdam mit Verweis auf Infektionsschutz festgesetzt werden sollen, protestierten heute etwa 30 Menschen gegen Massenquarantäne und die Zustände in Geflüchtetenheimen. Während drinnen eine Pressekonferenz abgehalten wurde, versammelten sich Aktivist_innen vor dem Potsdamer Rathaus mit Schildern. Aus Gründen des Infektionsschutzes trugen sie Mundschutz und hielten jeweils größeren Abstand zu einander.
Sie forderten sofortige dezentrale Verteilung der Menschen in Wohnungen oder leer stehende Hotels. Offenbar gibt es seitens der Stadt Potsdam keinen Krisenplan für solche Fälle. Dass in Sammelunterkünften viele Menschen unter teils unzumutbaren Bedingungen auf engem Raum leben müssen, wird nicht nur in Zeiten einer Pandemie zurecht beständig durch linke und Menschenrechtsinitiativen kritisiert. In der aktuellen Situation verstärken sich soziale Ungleichheiten und strukturelle Diskriminierung. Zumindest Menschen, die Risikogruppen angehören, hätten sofort dezentral untergebracht werden müssen. Stattdessen werden sie isoliert und vergessen.
„Es kann nicht sein, dass da mehr als 100 Menschen einkaserniert werden. Für sie sollte der gleiche Infektionsschutz gelten wie für alle Menschen während der Corona-Pandemie“, sagte Lisa Bauer, die dem Protestaufruf gefolgt war.
Ob eine Eindämmungs-Verordnung das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit beschneiden darf, ist noch nicht abschließend ausgehandelt. In der vergangenen Woche gab es in Potsdam eine Aktion, in der Aktivist_innen gegen die Grundrechtseinschränkung im Zuge der Coronakrise protestierten. Begrüßenswert ist es allemale, sich zu positionieren, neue Aktionsformen auszutesten, über den eigenen Tellerrand hinauszublicken, kritisch zu bleiben und den Mundschutz nicht zum Maulkorb werden zu lassen.
Die nächsten Tage in Potsdam, die sich zum sicheren Hafen bekennt, werden zeigen, ob sich in der Unterkunft in der Zeppelinstraße ähnlich schreckliche Szenarien, wie in den vergangenen Wochen in Suhl oder Halberstadt abspielen werden. Dort werden und wurden die Menschen teils über Tage durch massive Polizeigewalt drangsaliert und eingesperrt.