Entgegen vorherigen Ankündigungen verunmöglichte die Polizei am Samstag einen effektiven Protest gegen die NPD-Demo in Neuruppin. Dennoch waren insgesamt rund 60 BürgerInnen und Antifas in der Stadt unterwegs, als knapp 35 Nazis marschierten. Vom Bahnhof Rheinsberger Tor aus liefen die NPDler zum Braschplatz, hielten eine Kundgebung ab, dann ging es zurück zum Bahnhof. Nach einer Stunde war der Spuk vorbei. Das Motto der Nazis war “Todesstrafe für Kinderschänder” in Bezugnahme auf die Verurteilung Frank Schmökels am Mittwoch in Neuruppin. Der Prignitzer NPD-Funktionär Peter Börs Schulz hielt auf der Kundgebung eine — von PassantInnen durchweg ignorierte — Rede. Die meisten Nazis kamen übrigens aus
der Wittstocker Region. Nur wenige Neuruppiner waren dabei, wie zum Beispiel der ehemalige NPD-Bundestagskandidat Renald Christopeit.
Eine von den Jusos angemeldete Gegendemonstration auf der gleichen Strecke wurde von der Polizei auf mehrere hundert Meter Abstand gehalten. Zuvor hatte die — zahlenmäßig übrigens schwach präsente — Polizei zugesagt, Protest in unmittelbarer Nähe der Nazis zuzulassen. Nur an wenigen Punkten gelang es einzelnen Antifas, den Faschisten Parolen entgegen zu rufen. Die Naziroute führte unter anderem am Alternativcafé Mittendrin vorbei — aus den Fenstern wurden die NPDler dort mit lautem Deutschpunk beschallt. Auf der antifaschistischen Demo waren unter anderem Bürgermeister Otto Theel (PDS) und der bündnisgrüne Bundestagskandidat Wolfgang Freese zugegen. Zahlenmäßig am besten vertreten: Jugendliche Antifas mit Transparenten wie “NPD zerskaten” und “Hepatitis C für die NPD”. Schon in den Vortagen hatten Antifas mehrere tausend Flugblätter gegen die Naziaktion verteilt.
Nur 30 Nazis in Teupitz
Bei der etwa gleichzeitig stattfindenen Kameradschaftsdemo in Teupitz (nahe Königs Wusterhausen und Halbe) nahmen lediglich rund 30 Faschisten teil. Das Frontransparent “Der Friedhof gehört dem Volk” trugen die Nazis schweigend einmal quer durch das Örtchen, flankiert von einem enormen Polizeiaufgebot. Direkt an der Demoroute protestierten etwa 20 AntifaschistInnen mit einem antirassistischen Infostand gegen die Nazis um Christian Worch, Lars Jacobs und Oliver Schweigert. Am Ende gab es eine Kundgebung vor der Amtsverwaltung. Inhaltlich wendete sich der Aufmarsch gegen den lokalen Amtsdirektor Reiner Oncken, da dieser mitverantwortlich für das letzendliche Demoverbot für die Nazis in Halbe gewesen sein soll. Lars Jacobs war damals,
für den 17. November, der Anmelder gewesen. Kommenden Samstag, am 21. Dezember, wollen die Kameradschaften — ebenfalls wegen Halbe — gegen Innenminister Jörg Schönbohm in Potsdam marschieren. Die NPD hat sich von dieser Demo distanziert. Es wird größere Gegenaktionen geben.