(KLAUS D. GROTE, MAZ) POTSDAM In Brandenburg leben 49 086 Ausländer. Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung beträgt weniger als 1,9 Prozent. Eigentlich kein Problem, sagt Sozialministerin Dagmar Ziegler (SPD). Dennoch gebe es Probleme. Um die Lebensbedingungen für Zuwanderer und Aussiedler zu verbessern, hat die Landesregierung die Fortschreibung des vor drei Jahren entwickelten Landesintegrationskonzepts beschlossen. “Es gibt noch jede Menge zu tun bei der Integration”, sagte Ziegler gestern. Das von der Europäischen Union vorgegebene “Cultural Mainstreaming” solle zu einer Verbesserung der Unterbringung und Betreuung, der gesundheitlichen Versorgung, aber auch der Beschäftigungsmöglichkeiten und Beratungen führen. Mit 1,2 Millionen Euro finanziert das Ministerium 31,5 Stellen in den Integrationsbehörden.
Ein Schwerpunkt der Integrationsarbeit müsse die Unterbringung von Flüchtlingen sein, sagte Ziegler. Noch gebe es zu viele Gemeinschaftsunterkünfte. In den Kreisen Elbe-Elster, Oberspreewald-Lausitz, Ostprignitz-Ruppin, Potsdam-Mittelmark, Prignitz, in Cottbus und Brandenburg/Havel werden Zuwanderer bereits jetzt sofort in Wohnungen untergebracht. Die Ministerin lobte die Arbeit der Härtefallkommission, die für abgelehnte Asylbewerber ein Bleiberecht aus humanitären Gründen empfehlen kann. Die Kommission hat von 17 Fällen bisher 13 bearbeitet. Sieben Anträge wurden positiv beschieden, einer abgelehnt und zwei zurückgenommen. In drei Fällen wurde keine Empfehlung gegeben, weil es Ausschlussgründe gab. Aus humanitären Gründen müsse hier nachgebessert werden, sagte Kommissionsmitglied Andreas Hauk, Referatsleiter Zuwanderung im Sozialministerium. Einige Ausschlussgründe seien zu restriktiv gefasst. Hauk sah es als problematisch an, wenn falsche Angaben, eine Nichtmitwirkung oder abgelaufene Abschiebetermine und damit Kostengründe als Ausschlusskriterien geltend gemacht würden.
Kritik gab es von CDU-Generalsekretär Sven Petke. Ziegler habe eine Vereinbarung der Koalition gebrochen. Danach sollte die Härtefallkommission aus allen politischen Auseinandersetzungen herausgehalten werden. Petke fordere SPD-Ministerpräsident Matthias Platzeck auf, Ziegler zur Zurückhaltung zu ermahnen. SPD-Landesgeschäftsführer Klaus Ness wies die Kritik zurück. Petke inszeniere eine künstliche Wahlkampfauseinandersetzung. “In Wirklichkeit ist es ein reflexhaftes verbales Anpinkeln von Sozialdemokraten”, sagte Ness.
Land will die Lebensbedingungen von Ausländern verbessern
Potsdam (MOZ, dpa) In Brandenburg sollen die Lebensbedingungen von Ausländern verbessert werden. Dazu beschloss das Kabinett die Fortschreibung des Landesintegrationskonzepts von 2002. Integration geschehe nicht im Selbstlauf, sagte Sozialministerin Dagmar Ziegler (SPD) am Mittwoch in Potsdam. Sie erfordere Toleranz und Verständnis von Zuwanderern und Einheimischen. Mit 49 086 Personen lag Ende 2004 der Anteil der nichtdeutschen Bevölkerung bei unter 1,9 Prozent. Dennoch verdienten die ausländischen Mitbürger großes Augenmerk, betonte Ziegler.
Sie appellierte an die Brandenburger, Toleranz zu üben und Vorurteile abzubauen. Einheimische und Migranten könnten von einer aktiven Integrationsarbeit vor Ort profitieren. Diese biete die Chance, fremde Kulturen kennen zu lernen und den eigenen Horizont zu erweitern. Integrationspolitik sei damit ein wichtiges Mittel zur Bekämpfung von Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz, versicherte Ziegler.
Die Mehrzahl der nach Brandenburg kommenden Migranten sind Spätaussiedler. Außerdem kamen 429 jüdische Zuwanderer aus den ehemaligen GUS-Staaten. 2004 wurden in Brandenburg 286 Menschen eingebürgert, darunter 156 Frauen. Mit der Fortschreibung des Integrationskonzeptes wurde als neuer Abschnitt die Verbesserung der Lebenssituation von Flüchtlingen aufgenommen. Dabei gehe es vor allem um eine intensivere Beratung und Betreuung sowie eine bessere Unterbringung, sagte Ziegler.
In den vergangenen Jahren hat sich laut Ziegler bereits einiges für die Flüchtlinge verbessert. So habe die im April eingesetzte Härtefallkommission für mehrere Familien ein Bleiberecht ermöglicht. Die Kommission habe inzwischen 13 von 17 Anträgen erledigt. In sieben Fällen sei ein positives Votum abgegeben worden. Ziegler sprach sich für eine Weiterentwicklung der Arbeit der Kommission aus. Das Optimum sei noch nicht erreicht. Vor allem bei den Ausschlussgründen müsse nachgebessert werden, sagte der zuständige Referatsleiter Andreas Hauk. So könnten sich Ausländer, deren Rückführungstermin bereits feststehe, keine Hoffnung auf eine Behandlung ihres Falles machen.
Vom CDU-Generalsekretär Sven Petke gab es scharfe Kritik. Ziegler habe eine Vereinbarung der großen Koalition gebrochen. Danach sollte die Härtefallkommission aus allen politischen Auseinandersetzungen herausgehalten werden. Petke fordere deshalb Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) auf, Ziegler zur Zurückhaltung zu ermahnen. Sonst werde die Arbeit und Akzeptanz der Kommission in Frage gestellt.