Verschiedene Flüchtlingsinitiativen der Stadt Potsdam, darunter die Initiative für
Begegnung, die studentische Hausaufgabenhilfe und die Kinderfreizeitgruppe
begrüßen die Bereitschaft der Arbeiterwohlfahrt (AWO), eine zunächst einjährige
Vertragsverlängerung für den Standort Lerchensteig zu akzeptieren. „Damit wird die
Grundlage für integrationspolitische Verbesserungen gelegt. Nun kommt es darauf
an, die gewonnene Zeit zu nutzen, um die bestmögliche Unterbringung der bisher
weit außerhalb des Stadtzentrums untergebrachten AsylbewerberInnen zu finden.“,
heißt es in einer Erklärung der Initiativen.
Die Initiativen weisen Vorwürfe verantwortungsloser Forderungen von der
Sozialbeigeordneten Frau Elona Müller entschieden zurück. „Seit Monaten versuchen
wir, eine Verbesserung für die Wohnsituation der Flüchtlinge mit dem auslaufenden
Vertrag anzuregen, stießen aber auf wenig Gehör. Als in der
Stadtverordnetenversammlung die jetzt anvisierte Lösung mit Stimmengleichheit
scheiterte, sahen wir uns gezwungen, eine öffentliche Diskussion anzustoßen. Wir
haben nie gefordert, das Heim ersatzlos und sofort zu schließen. Wir haben
angemahnt, das anstehende Vertragsende zu nutzen, um eine Verbesserung der
Wohnsituation zu erreichen.“, erklären die Initiativen der Postkartenaktion.
Ein Sprecher kommentiert: „Dass Menschen über Jahre an solch einem Standort
zwangsuntergebracht werden ist die eigentliche Verantwortungslosigkeit.
Anscheinend hat die Stadt rechtzeitig erkannt, dass eine kurzfristig über das Knie
gebrochene €paweite Ausschreibung keine elegante Lösung sein kann.“
Auch AWO-Chefin Frau Basekow bezeichnete die Protestaktion als „hart an der
Grenze“. Wir sind einigermaßen verwundert, dass Frau Basekow aus der
Postkartenaktion Unterstellungen gegen die AWO und ihre MitarbeiterInnen ableitet.
Die AWO ist mit keinem Wort erwähnt, die Kritik richtet sich ausschließlich gegen
den Heimstandort Lerchensteig.
„Die Interessen des Betreibers zielen natürlich auf langfristige Sicherung der
Einnahmen ab. Das darf aber nicht auf Kosten der BewohnerInnen gehen, die nicht
für jahrelange Warteschleife ihrer Asylverfahren verantwortlich sind.“, so der
Sprecher weiter.
Die Initiativen arbeiten ehrenamtlich und ohne finanzielle Interessen an
irgendwelchen Unterbringungsformen. „Es ist uns aus zeitlichen und finanziellen
Mitteln nur eingeschränkt möglich, uns neben der eigentlichen ehrenamtlichen
Arbeit auch noch mit der Stadt auf der politischen Ebene auseinanderzusetzen.
Diese Möglichkeit haben wir genutzt, wir hatten aber nicht wirklich das Gefühl,
dort ernst genommen zu werden. Für ehrenamtliche Initiativen ist dann die letzte
Möglichkeit, den Weg über die Öffentlichkeit zu suchen.“, heißt es in der
Erklärung der Initiativen. Und weiter: „Es wäre schöner, wenn das ausgeprägte
sozial-verantwortungsvolle Handeln der beteiligten Initiativen auch mal öffentlich
gewürdigt würde.“
Kontakt: Initiative für Begegnung
Erklärung zu den Initiativen:
Die Initiative für Begegnung organisiert seit Jahren regelmäßige Dinner im
Lerchensteig, um PotsdamerInnen und HeimbewohnerInnen eine Kommunikationsplattform
zu bieten, die Ausgangspunkt für zahlreiche soziale Kontakte sind. Somit wird das
Erlernen von Sprache unterstützt und es haben sich vielfältige Möglichkeiten
individueller Unterstützung entwickelt. Damit soll die Isolation der weit
außerhalb des städtischen Lebens untergebrachten Menschen aufgebrochen werden.
Außerdem betreibt die Gruppe immer wieder Öffentlichkeits- und Informationsarbeit
zu Themen rund um Migration, Asyl und Antirassismus.
Die Kinderfreizeit hält ebenfalls seit Jahren eine ehrenamtliche Kinderbetreuung
im Lerchensteig offen. Ziel ist es, die Kinder ihre äußerst schwierige soziale
Situation vergessen zu lassen. Die Entfernung zur Innenstadt macht außerschulische
Aktivitäten quasi unmöglich. Die Kinderfreizeit organisiert Aktivitäten im Heim
und Ausflüge zu Einrichtungen für Kinder.
Die Hausaufgabenhilfe füllt ebenfalls ehrenamtlich Lücken in der Förderung von
Kindern aus Flüchtlingsfamilien. Aufgrund der rechtlichen und sozialen Stellung
dieser Familien ist es wichtig, kostenlose und wohnortnahe Angebote zu
unterbreiten. An verschiedenen Orten im Stadtgebiet haben Kinder aus
Flüchtlingsfamilien die Möglichkeit, Unterstützung bei Hausaufgaben und der Nach-
und Vorbereitung des Unterrichts zu erhalten.