Brandenburgische Sportjugend investiert viel in die Arbeit mit Spätaussieldern in Niedergörsdorf
Seit vor zehn Jahren die ersten Spätaussiedler im ehemals militärisch genutzten Ortsteil Flugplatz der heutigen Gemeinde Niedergörsdorf einzogen, wird die Kommunalpolitik unter anderem vom Thema Integration bestimmt. Die
Brandenburgische Sportjugend hat daran mitgearbeitet. Aus Sicht der Gemeinde wurde das Ziel nicht erreicht. Mit dem verantwortlichen Projektleiter Uwe Koch sprach darüber MAZ-Redakteurin Martina Burghardt.
In welcher Weise hat sich die Brandenburgische Sportjugend für die
Integration der Spätaussiedler eingesetzt?
Koch: Es gab seit 1994 unzählige Aktionen, Veranstaltungen, Kurse,
Freizeiten und Fahrten, an denen bis heute sowohl Kinder und Jugendliche aus
ortsansässigen Familien sowie von Aussiedlern teilnahmen. War zunächst die
Stadtsportjugend Jüterbog unser Partner, gibt es seit 1996 eigene Projekte
der Brandenburgischen Sportjugend.
Welche waren das?
Koch: Von 1996 an gab es das Projekt “Sport- und bewegungsorientierte
Jugendsozialarbeit” mit dem Ziel der Integration. Stützpunktverein war und
ist der SV Niedergörsdorf. Drei Jahre lang förderte das Landesjugendamt eine
Stelle im Treff am Flugplatz (TAF), die später über ABM in Kooperation mit
der Gemeinde fortgeführt wurde. Von Februar 2000 an wurde das Projekt von
einem anderen Träger gefördert, und zwar vom Bundesinnenministerium. Darüber
hinaus begann die Brandenburgische Sportjugend im Jahr 2000 mit dem Projekt
Straßenfußball, das als Grundgedanken “fair play”, also den toleranten
Umgang miteinander vermittelt.
Der neue Skate-Point am TAF ist Anfang des Jahres nach Kolzenburg umgezogen.
Welche Gründe gab es dafür?
Koch: Der Mietvertrag im “Haus” wurde von der Gemeinde gekündigt. Es gab
keine Übereinstimmung der inhaltlichen Arbeit. Außerdem gab es verschiedene
Auffassungen über die Besetzung der Stelle, wir hatten einen Spätaussiedler
vorgeschlagen. Der Skate-Point ist unabhängig von dem Integrationsprojekt,
das Angebot richtet sich an alle Schulklassen Brandenburgs. Allerdings gab
es insgesamt Verstimmungen über das Integrationsprojekt.
Welcher Art?
Koch: Es hieß, die Brandenburgische Sportjugend würde sich nur um die
Aussiedler kümmern, was nachweislich nicht der Fall ist. Die Gemeinde ist
der Auffassung, das Integrationsarbeit nicht mehr nötig ist, dass bestimmte
Kinder und Jugendliche übervorteilt werden.
Sind denn diese Vorwürfe nicht gerechtfertigt?
Koch: Keineswegs. Ich denke, es sind anfangs Fehler gemacht worden, als die
Aussiedler abgeschottet wurden. Aber das ist längst nicht mehr der Fall.
Unsere Projekte haben sehr wohl zum sozialen Frieden beigetragen. Sie waren
zwar immer auf Integration ausgerichtet, aber wie gesagt, es wird nach wie
vor niemand ausgegrenzt, auch die Einheimischen nicht. Als Beispiel möchte
ich das Straßenfußballprojekt nennen. Die Anlagen stehen nicht am TAF,
sondern auf den Schulhöfen in Niedergörsdorf und Blönsdorf.
Andere Beispiele: Die Turnhalle am TAF wurde von Aussiedlern und
Einheimischen gemeinsam renoviert. Unser Stützpunktbus wurde auch für die
Kita Altes Lager eingesetzt. Das Sportmobil, das mit Hüpfburg und anderen
Sportgeräten ausgestattet ist, ist überall dort, wo Aussiedler und
Einheimische etwas gemeinsam unternehmen.
Ist es richtig, dass Aussiedler weniger für Fahrten bezahlen mussten?
Koch: Nein, alle Teilnehmer an Camps, Freizeiten und Ferienfahrten zahlen
die gleichen Beiträge, ob Aussiedler oder nicht. Die Reisen wurden im TAF
ausgeschrieben und gleichzeitig der Jugendsozialarbeiterin der Gemeinde
übergeben.
Wieviel investiert die Brandenburgische Sportjugend in das
Integrationsprojekt Niedergörsdorf?
Koch: Es sind jedes Jahr etwa 10 000 bis 15 000 Euro. Für das
Integrationsfest im vergangenen Jahr haben wir beispielsweise 2000 Euro
ausgegeben.