COTTBUS/FRANKFURT (ODER). Zwei antisemitische Vorfälle im Land Brandenburg meldete gestern die Polizei. In Cottbus wurde der jüdische Friedhof geschändet, und in Frankfurt (Oder) gingen bei der jüdischen Gemeinde und bei einer Zeitung Drohbriefe ein.
Gegen 8 Uhr entdeckten Friedhofsmitarbeiter in Cottbus, dass zwölf Grabsteine auf dem jüdischen Friedhof umgestoßen und dabei teilweise beschädigt worden sind. Der Sachschaden wird auf 5 000 Euro beziffert. “Bislang haben wir noch keine Spur zu den Tätern”, sagte Polizeisprecher Berndt Fleischer.
Der Südfriedhof ist der größte Friedhof von Cottbus. Ein kleiner Teil dient seit Anfang des 20. Jahrhunderts als jüdischer Friedhof. Seit einigen Jahren finden dort wieder Beerdigungen statt. Die 1998 wiedergegründete jüdische Gemeinde hat 350 Mitglieder, die alle aus der ehemaligen Sowjetunion stammen.
Oberbürgermeister Frank Szymanski (SPD) verurteilte die Tat. “Ein Angriff auf die Jüdische Gemeinde ist ein Angriff auf alle Cottbuser”, ließ er mitteilen. Er hatte erst vor einigen Tagen mit der Gemeinde über deren Förderung gesprochen. Szymanski versprach, dass die Stadt die Wiederherstellung der Gräber unbürokratisch unterstützen werde. “Ungewöhnlich ist, dass diesmal keine Hakenkreuzschmierereien oder ähnliches im Umfeld gefunden worden”, sagte Polizeisprecher Fleischer. Dies sei bisher bei antisemitisch motivierten Taten meist der Fall gewesen.
In Frankfurt (Oder) ermittelt die Polizei ebenfalls. “Es sind zwei Briefe mit antisemitischem Inhalt eingegangen”, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Michael Neff. Ein Brief ging an eine Zeitung, der andere an die jüdische Gemeinde. Ein Brief soll in Nürnberg abgestempelt worden sein — so wie die vier Briefe mit Hakenkreuzschmierereien und Drohungen, die in diesem Jahr bereits in der jüdischen Gemeinde eingegangen sind. Dort war Mitte Juli auch eingebrochen und der Computer des Gemeindevorsitzenden gestohlen worden.
“Unsere Recherche hat ergeben, dass ähnliche Briefe mit antisemitischem Inhalt wie in Frankfurt auch in anderen Teilen Brandenburgs aufgetaucht sind”, sagte Neff.
“Bislang haben wir noch keine Spur zu den Tätern.” Berndt Fleischer, Polizeisprecher