(LR, 03.03.04) Der Historische Heimatverein stellt heute Abend zwei neue Sonderhefte der «Cottbuser Blätter» vor. Die Publikation «Jüdisches Leben in der Lausitz»
ist Ergebnis des gleichnamigen Xenon-Projektes der Caritas. Unter Leitung des Historikers Roman Lange haben junge Leute eine Dokumentation des Jüdischen Friedhofs innerhalb des heutigen Südfriedhofs erarbeitet. In der zweiten Neuerscheinung stellt der Dresdner Historiker Rudolf Jenak die Zeit vor, in der der Cottbuser Kreis vom Königreich Sachsen verwaltet wurde.
Etwa hundert Grabstellen gebe es heute auf dem Jüdischen Friedhof in Cottbus, erklärt Steffen Krestin, Leiter der Stadtgeschichtlichen Sammlungen. Als erste sei dort 1916 Berta Hammerschmidt aus der bekannten Cottbuser Rechtsanwalts-Familie beigesetzt worden. Ein weiterer Prominenter ist der Kaufmann Markus Bodanski (1878 bis 1931). Krestin: «Er hatte sein Geschäft auf dem Altmarkt.» 1949 ist hier Abraham Morgenstern beerdigt worden, jener Schneider, den Erna Etis vor der Deportation durch die Nazis
bewahrt hat. Die Cottbuserin erzählt die Geschichte im Dokumentarfilm «Die Frau des letzten Juden» . Auch das Grab von Olga Schlesinger ist hier zu finden, der Frau des letzten Vorstehers der Cottbuser Synagogengemeinde, der
am 24. August 1942 ins KZ Theresienstadt verschleppt und dort ermordet wurde.
Ergänzt wird die Dokumentation durch eine Darstellung der Feierhalle und eine Abhandlung zum Thema Tod, Beerdigung und Trauer im Judentum, Informationen zum zweiten Jüdischen Friedhof an der heutigen Straße der Jugend sowie Darstellungen jüdischer Grabmalssymbole.
Zum Thema Cottbus in der Sachsenzeit habe Rudolf Jenak in Cottbus und Dresden lagernde Akten der Jahre 1806 bis 1813 gesichtet und übersetzt, so Steffen Krestin.
Die Eroberungen der französischen Truppen und die Niederlagen Preußens hätten schließlich die seit Jahrhunderten brandenburgisch-preußischen Cottbuser dem sächsischen König unterstellt. Seinen Niederschlag habe dieser Prozess in zahlreichen Akten und Dokumenten gefunden, die der Autor akribisch aufgelistet und zur Grundlage einer hervorragenden Analyse der wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse der Stadt gemacht habe.
Doch die sächsische Regierungszeit bleibt nur ein Intermezzo in der Cottbuser Geschichte. «1813 wird voller Enthusiasmus und mit wahrhafter Begeisterung der preußische Adler wieder an den Toren der Stadt angebracht» , heißt es im Vorwort.
Service Neue «Cottbuser Blätter»
Die neuen «Cottbuser Blätter» zu den Themen «Jüdisches Leben in der Lausitz» und «Cottbus in der Sachsenzeit» werden heute, 19 Uhr, im Sitzungssaal der Stadtverordneten am Altmarkt 21 vorgestellt.
Beide Hefte sind für jeweils zehn Euro im Cottbuser Buchhandel zu haben.