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Unter Druck

NEURUPPIN In den Rei­hen der Stadtverord­neten hat das Neu­rup­pin­er Jugend­freizeitzen­trum (JFZ) keinen guten Stand. Obwohl das soziokul­turelle Zen­trum auf 19 269 Ver­anstal­tun­gen im ver­gan­genen Jahr ver­weisen kann,
wollen Abge­ord­nete aus den Rei­hen von FDP und CDU den jährlichen Betrieb­skosten­zuschuss an das JFZ am lieb­sten stre­ichen. Entsprechende Pläne wer­den nach MAZ-Infor­ma­tio­nen seit Wochen hin­ter den Kulis­sen geschmiedet. 

In die neb­ulöse Diskus­sion platzte jet­zt ein gemein­samer Antrag von CDU, FDP und Pro Rup­pin, wonach der Zuschuss ges­per­rt wird, wenn das JFZ keine Spar­vorschläge unter­bre­it­et. Nach dem Willen des Haupt- und
Finan­zauss­chuss­es wird der monatliche Zuschuss von 1000 Euro ab Anfang April auf Eis gelegt (die MAZ berichtete). In geheimer Abstim­mung votierten sechs Stadt­poli­tik­er für die Sper­rung, drei dage­gen. Zwei enthiel­ten sich. 

Ini­ti­iert wurde der Antrag von Ivo Haase (23, Pro Rup­pin), Michael Bülow (32, SPD) und Olaf Kam­rath (35, CDU). Bülow und Haase hat­ten den JFZ-Vertretern bei ein­er Buch­prü­fung Anfang Feb­ru­ar gegenüberge­sessen — damals allerd­ings nichts bemän­gelt. “Wir hat­ten mit ein­er heißen Diskussion
gerech­net und erwartet, dass uns die Abge­ord­neten Löch­er in den Bauch fra­gen”, erin­nert sich JFZ-Vor­stand Richie Neu­mann. Doch von Kri­tik keine Spur. Entsprechend “baff und geplät­tet” sei er wegen des plöt­zlichen Sinneswandels. 

Michael Bülow fühlt sich falsch ver­standen. Mit ein­er Sper­rung der Mit­tel solle Zeit gewon­nen und ver­hin­dert wer­den, dass der Zuschuss ganz gestrichen wird. “Das JFZ ist ein­er der weni­gen Träger, die über Ein­nah­men verfügen”,
sagt Bülow. Dass der Vor­stand des Jugend­klubs im Wirtschaft­s­plan keine Spar­poten­ziale ent­deck­en kann, will er nicht glauben. 11 500 Euro für eine Reini­gungs­fir­ma, 5000 Euro für Ver­sicherun­gen und 2400 Euro für die
Straßen­reini­gung hält Bülow für über­zo­gen. Das JFZ habe drei
Zivil­dien­stleis­tende und viele Mit­glieder. Sie kön­nten Besen und Wis­chmopp schwin­gen — so lasse sich eine Menge Geld sparen. Dass die 32 Klub­mit­glieder ehre­namtlich arbeit­en, lässt Bülow nicht gelten. 

Auch Jens-Peter Golde, Frak­tion­schef von Pro Rup­pin, glaubt, dass mit “ein biss­chen gutem Willen” alles geht. Bei 400 bis 500 Gästen pro Ver­anstal­tung fän­den sich doch sich­er ein paar Frei­willige, die Schnee schieben oder
sauber machen, glaubt Golde. “Dann kriegen die als Beloh­nung eben Freikarten für Keimzeit.” 

Durch die Sper­rung des Betrieb­skosten­zuschuss­es solle das JFZ “ein biss­chen unter Druck ger­at­en”, sagt der Frak­tion­schef. Andere Träger der Jugendarbeit
hät­ten schließlich auch Spar­vorschläge gemacht. “Das JFZ ist ein High­light in Neu­rup­pin”, sagt Golde. Es sei aber “legit­im, über die Notwendigkeit eines Zuschuss­es zu diskutieren”. 

Das sehen Goldes Söhne offen­bar anders. Die gehören zum Stamm­pub­likum des JFZ und reden seit dem Antrag, den Golde unter­schrieben hat, nicht mehr mit ihrem Vater. “Der Laden ist eine heilige Kuh”, sagt er. “Kein­er traut sich
mehr, kri­tis­che Dinge laut und offen zu sagen.” 

Die jun­gen Poli­tik­er lassen es nicht bei bloßer Kri­tik bewen­den. Bei einem Gespräch Mitte März wollen Ivo Haase und Michael Bülow dem JFZ-Vor­stand mögliche Wege weg vom finanziellen Tropf weisen. “Wir wollen das JFZ, das
als einziger Ostk­lub in einem West-Reise­führer gelandet ist, unab­hängig von Zuschüssen machen”, kündigt Bülow an.

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