(MAZ, 04.03.04) Die Stadt wird auf Antrag der Fraktion Die Andere prüfen, ob das Asylbewerberheim in der Kirschallee verbleiben kann. Das ist das Fazit einer langen Debatte der Stadtverordneten gestern Abend.Eingangs hatte der
Vorsitzende des Ausländerbeirates, Yoham-Panton Kengum, dessen Ablehnung zum geplanten Umzug begründet. Räumlich isolierte Lage im Lerchensteig, schlechte Verkehrsanbindung, schlechte Sicherheitslage sowie die schlechte Ausstattung sprächen gegen die Verlegung der 87 betroffenen Asylbewerber in den Potsdamer Norden, so Kengum. Er bat die Stadtverordneten, den Umzugsbeschluss rückgängig zu machen. Unterstützt wurde er von Uta
Gerstäcker, einem Chormitglied aus Bornstedt. Sie verwies auf entstandene nachbarschaftliche Kontakte. Potsdam solle neben den historischen auch aktuell ein Beispiel für Toleranz bringen und “Asylbewerber als Teil unseres
Umfeldes akzeptieren”.
Lutz Boede (Die Andere) verwies darauf, dass bislang weder eine verstärkte Unterbringung von Asylbewerbern in Wohnungen noch die Verlagerung der Obdachlosen aus dem Lerchensteig erfolgt sei — beides aber Grundlage für den
einstigen Umzugsbeschluss.
Wenn heute die Diskussion über Umzug oder Verbleib der Asylbewerber sehr viel emotionsfreier geführt werden kann, so habe das auch mit dem Beschluss über die zweijährige Befristung zu tun, sagte Oberbürgermeister Jann Jakobs.
Man stehe im Wort; wiederholt sei er angesprochen worden, ob es beim Umzug bleibt. Es gehe um politische Glaubwürdigkeit — den Anwohnern gegenüber
ebenso wie der Awo. Diese wurde von der Stadt beauftragt, Voraussetzungen für den Umzug der Obdachlosen innerhalb des Lerchensteigs zu schaffen und “ist inzwischen finanzielle Verpflichtungen eingegangen”, so Jakobs. Auch die Betriebskosten bei einem so großen Gebäude für 87 Personen seien zu bedenken.
Es dürfe nicht als Bumerang auf die Anwohner zurückfallen, dass sie sich kooperativ verhalten haben, warnte Eberhard Kapuste. Die CDU-Fraktion stehe weiter zum Umzug. Einzig bei einem eindeutigen Votum des Souveräns — der Bornstedter Bürger — könne er sich einen Verbleib der Asylbewerber in der Kirschallee vorstellen. “Es ist legitim, sich auf die Politik zu verlassen”, sagte er. Bürger, die das tun, dürften jetzt nicht in die Spießerecke gestellt werden.