Die seit einem Überfall auf rechte Jugendliche Ende Juni inhaftierte Potsdamerin Julia S. erhält weitere politische Unterstützung. Nachdem bereits Oberbürgermeister Jann Jakobs ankündigte, sich für eine Ausweitung der Besuchszeiten und eine Telefonerlaubnis einsetzen zu wollen, hat nun der Landtagsabgeordnete Stefan Sarrach (PDS) den von Staatsanwaltschaft und Gericht genannten Grund der Untersuchungshaft, Fluchtgefahr, als „weit hergeleitet“ bezeichnet.
Nach einem Besuch in der Haftanstalt Luckau-Duben am Mittwoch habe der Rechtsanwalt mit dem Fachgebiet Staats- und Verfassungsrecht den Eindruck gewonnen, dass die Einschätzung bezüglich der Haftbedingungen und ‑gründe aus dem Offenen Brief verschiedener Unterzeichner richtig seien. Gegen Julia S. wird wegen versuchten Mordes ermittelt, sie sitzt seit knapp vier Monaten in Untersuchungshaft, darf nur alle zwei Wochen drei Personen empfangen und erhielt nach Aussagen ihrer Eltern keine Telefonerlaubnis. Auch Sarrach sei beim Besuch keine Unterhaltung ohne Aufsicht gewährt worden, obwohl ihm dies seiner Ansicht nach als Abgeordneter zustehe.
Weitere Ungereimtheiten sieht der rechtspolitische Sprecher der PDS-Fraktion in den Ermittlungen zu den Fällen von Julia S. und Tamas B. Die Vereinsvorsitzende des Chamäleon e.V. Julia S. soll mit einem Teleskopstab auf einen rechtsgerichteten Jugendlichen eingeschlagen haben, beim Fall Tamas B. sollen Potsdamer Neonazis den Studenten mit einem abgebrochenen Flaschenhals attackiert haben. Nach diesem Überfall ermittelte die Staatsanwaltschaft gegen die Rechten lediglich wegen schwerer Körperverletzung. Sarrach erklärte gestern, er werde den offenen Brief für die Freilassung von Julia S. unterschreiben und das Anliegen in die Fraktion tragen. Zudem wird der Fall demnächst im Rechtsausschuss des Landtages behandelt.