Potsdam — In Brandenburg soll vom 1. Januar 2006 an eine Datenbank aufgebaut werden, die die Einträge aller Einwohnermeldeämter im Land zusammenfaßt. Nach Informationen dieser Zeitung soll die Datei beim Landesbetrieb für Datenverarbeitung und Statistik in Potsdam angesiedelt werden. Für die Zukunft sei von den Innenministern der Länder geplant, eine Datei anzulegen, aus der die Informationen aller bundesdeutschen Meldeämter abrufbar sind.
Vor allem die Polizei wird von dieser einheitlichen Zusammenfassung profitieren. Denn wie in manchen anderen Bundesländern auch stehen viele Brandenburger Polizisten bei ihren Ermittlungen nach Dienstschluß der Behörden und am Wochenende in den Einwohnermeldeämtern vor verschlossenen Türen. “Bis zur Wende war das Meldewesen bei der Polizei angesiedelt, danach bei den Kommunen. Was in Berlin seit Jahren normal ist — der Online-Zugriff der Polizei -, ist in Brandenburg undenkbar. Hier herrschen in dieser Beziehung vorsintflutliche Verhältnisse. Nur in wenigen Kommunen, wie beispielsweise in Cottbus, haben einige Kollegen mit Computer direkten Zugriff auf die Daten”, kritisiert Wolfgang Bauch vom Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK). Er wünscht sich, daß die Schnittstelle von der neuen Datenbank zur Polizei Priorität haben sollte.
Den ständigen Online-Zugriff auf die Einwohnermeldeämter bezeichnet Bauch als “lebenswichtige polizeiliche Standartmaßnahme”. Wo er nicht möglich ist — und das sei momentan fast überall im Flächenland Brandenburg so -, müsse man beim Einwohnermeldeamt anrufen; dieser Rechercheweg funktioniert aber nur, wenn dort geöffnet ist. Bei normalen Ermittlungen könnten die Kollegen diesen Zustand noch verschmerzen, da gebe es “nur” Zeitverzug. Doch was passiere bei dringenden Fahndungen, bei Geiselnahmen oder Observationen, bei denen eine zeitnahe Meldedatenüberprüfung unabdingbar ist? “Ein Problem”, bestätigt auch Wolfgang Brandt, Sprecher des Innenministeriums. In nur 14 Kommunen sei es für die Polizei momentan möglich, Datenbestände rund um die Uhr abzufragen. Ähnlich ist die Situation in den angrenzenden Bundesländern Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt; in größeren Städten arbeitet die Polizei Online mit den Daten der Einwohnermeldeämter. Außerhalb der Metropolen herrscht allerdings Funkstille. Nur die Sachsen haben eine Übergangslösung gefunden: Dort kann nachts oder an Wochenenden ein Bereitschaftsdienst des Amtes alarmiert werden.