(MAZ) FÜRSTENBERG/HAVEL — Die Jugendorganisationen von SPD und CDU haben am
Wochenende den Koalitionsstreit auf Nachwuchsebene neu entfacht.
Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) ist dabei von den
Jungsozialisten (Jusos) zum Rückzug aufgefordert worden. Er solle am Ende
der Legislatur 2004 von der politischen Bühne abtreten, sagte Juso-Chefin
Anja Spiegel auf einer Landesdelegiertenkonferenz in Fürstenberg/Havel. Sie
reagierte auf Schönbohms Ankündigung, bei der märkischen CDU bis 2009 weiter
machen zu wollen. Gäste der Veranstaltung waren Sozialminister Günter Baaske
und Bildungsminister Steffen Reiche (beide SPD).
Vor 90 Teilnehmern ging Spiegel auf die jüngste Belastung der Potsdamer
Koalition ein. Mit dem Solidarisierungsschreiben Brandenburger und Berliner
CDU-Politiker an US-Präsident Bush, das Innenminister Jörg Schönbohm
mitunterzeichnet hatte, sei eine Grenze überschritten worden. “Noch ein
solcher i‑Punkt und die Brandenburger Koalition zwischen SPD und CDU ist
keinen Pfifferling mehr wert”, sagte Spiegel. Auch Schönbohms
“Verbalradikalismus” gegenüber linken Demonstranten, die gegen
Rechtsextremisten protestieren, sei eines Innenministers “nicht würdig”.
Scharf wandten sich die Jusos gegen die Befürwortung von Folter durch
brandenburgische CDU-Politiker. Leute mit solchen Vorstellungen hätten in
öffentlichen Ämtern nichts zu suchen, sagte Spiegel an die Adresse von
CDU-Landeschef Schönbohm und des innenpolitischen Sprechers der
CDU-Landtagsfraktion, Sven Petke.
Der stellvertretende Landeschef der Jungen Union (JU), Sebastian Schütze,
konterte mit Kritik an Ministerpräsident und SPD-Landeschef Matthias
Platzeck. Dem Regierungschef fehle es beispielsweise an einer “klaren Linie”
in der Finanzpolitik. Gerade die junge Generation leide unter den Folgen der
Haushaltsverschuldung. Platzeck habe außerdem keine Vorstellung davon, wie
Brandenburg in 20 Jahren aussehen solle. Das sei ein “bisschen traurig”.
Zugleich stellte Schütze sich hinter Schönbohm. Dessen Spitzenkandidatur bei
der Landtagswahl in einem Jahr sei “unangefochten” in der Union.
Die Jusos ziehen Anja Spiegel zufolge eine Koalition von SPD und PDS der
jetzigen rot-schwarzen Partnerschaft vor. Ein Wechsel noch vor der
Landtagswahl 2004 sei geboten, wenn die CDU der SPD “weiter auf der Nase
rumtanzt”. SPD und CDU stimmten zudem in zentralen Politikfeldern “nicht
überein”. Das treffe besonders auf die Position der CDU zu, im Sozialbereich
Gelder streichen zu wollen, den Bereich der inneren Sicherheit dagegen
finanziell besser auszustatten.
Auf ihrer zweitägigen Konferenz sprachen sich die Jusos gegen die von der
Landesregierung beschlossenen Änderungen am Kita-Gesetz aus. Sie forderten
außerdem deutschlandweit verbindliche Bildungsstandards und für Brandenburg
die Einheitsschule bis zur 10. Klasse. Die Jusos verabschiedeten zudem eine
Resolution gegen den drohenden Irak-Krieg.
Die Delegierten wählten den 28-jährigen Jan Peters aus Potsdam und den 23
Jahre alten Björn Wotschefski aus Eisenhüttenstadt als neue stellvertretende
Landesvorsitzende. Anja Spiegel ist bis 2004 gewählt.