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Kaffeekränzchen mit Pogida

Am Mittwochabend haben rund 30 Pogi­da-Anhänger in Pots­dam demon­stri­ert – zum mit­tler­weile 11. Mal seit Beginn des Jahres. Ihnen haben sich mit drei Kundge­bun­gen mehrere hun­dert Men­schen entgegenstellt.
Am heuti­gen Mittwoch lud Pogi­da nach mehrwöchiger Pause zu ihrem 11. „Abendspazier­gang gegen die Islamisierung des Abend­lan­des“ ein. Am Pots­damer Haupt­bahn­hof sam­melten sich gegen 18.30 Uhr unge­fähr 20 Pogi­da-Demon­stran­ten mit Deutsch­land und Rus­s­land­fah­nen. Weitaus weniger als die 150 Teilnehmer_innen, die der Anmelder und Ver­samm­lungsleit­er Hol­ger Schmidt erwartete.
Da noch nicht so viele Teil­nehmer eingetrof­fen waren, wurde auf Vorschlag von dem Pegi­da Anwalt Jens Lorek erst­mal eine Runde Kaf­fee bestellt, in der Hoff­nung durch die Verzögerung, die Rede von Eric Graziani Grün­wald vor größerem Pub­likum zu beginnen.
Während die Anzahl der Pogi­da-Demon­stran­ten sehr über­schaubar blieb, gab es über 300 Gegen­demon­stran­ten. Das Tol­er­anzbünd­nis „Pots­dam beken­nt Farbe“ unter dem Vor­sitz von Ober­bürg­er­meis­ter Jann Jakobs (SPD) rief zu einem friedlichen Protest auf und betonte, dass Pots­dam eine offene und tol­er­ante Stadt sei. Rich­tung Pogi­da gewandt sagte Jakobs „Wir sind zehn­mal mehr als die paar Hanseln“. Neben den Gegen­demon­stran­ten und den gezählten 19 Pogi­da-Teil­nehmer_in­nen gesell­ten sich noch 600 Polizis­ten aus Berlin und Bran­den­burg dazu.
Trotz der weni­gen Teilnehmer_innen begann Graziani seine Rede über Merkel und den Ein­fluss der „Roth­schilds- und die Sor­usc­sclan-Fam­i­lien“. Schon auf der 7. Mai Demon­stra­tion „Merkel muss weg“ hielt er eine Rede zu dem The­ma. Zudem behauptete er linke Parteien seien „viel gefährlich­er als der Nation­al­sozial­is­mus während des Drit­ten Reiches“.
Mit einiger Verzögerung ging der „Abendspazier­gang“ mit mit­tler­weile rund 30 Per­so­n­en Rich­tung Zen­trum Ost los. Dabei kam es zu einem Zwis­chen­fall, indem ein Pogi­da-Red­ner eine Demon­stran­tin laut PNN mit „zieh doch eine Bur­ka an oder geh nach Afri­ka“ beschimpfte. Die Polizei schirmte Gegen­demon­stran­ten anson­sten weitest­ge­hend ab. An ein­er Baustelle musste sie dabei mehr als 70 Gegen­demon­stran­ten zurück­drän­gen. Polizeis­prech­er Heiko Schmidt zieht jedoch ein entspan­ntes Faz­it: es sei größ­ten­teils ruhig geblieben. Bei einem Tumult auf dem abges­per­rten Gelände kam es zu Rangeleien. Die Demon­stran­ten klet­terten unberechtigt über Zäune und war­fen offen­bar mit herum­liegen­den Bauteilen.
Auf der Abschlusskundge­bung am Haupt­bahn­hof gab es einen Rede­beitrag von dem bekan­nten Neon­azi Alexan­der Kurth aus Leipzig. Als ehe­ma­liger NPD-Kad­er gehört er zu den führen­den Neon­azis in Leipzig und Umge­bung und saß wegen divers­er Gewalt­de­lik­te im Gefäng­nis. Auf der Kundge­bung forderte er dazu auf, die Poli­tik­erin Clau­dia Roth in die Türkei abzuschieben. Slo­gans wie „Wer Deutsch­land nicht liebt, soll Deutsch­land ver­lassen“ und „Wir sind das Volk“ heizten dabei die Stim­mung auf. Zum Abschluss lobte Ord­ner Lorek noch die 30 Teilnehmer_innen mit Sätzen wie „Ihr seid die Elite“ und „artikulierte Sätze sind nur von hier gekom­men, nicht von der Gegen­seite“. Bevor sich die Demon­stra­tion auflöste, wurde „Deutsch­land Deutsch­land über alles“ anges­timmt und bot damit der Sam­ba-Musik der Gegen­demon­stra­tion nur wenig akustis­che Konkur­renz. Bei der Abreise wur­den die Pogi­da-Demon­stran­ten im Haupt­bahn­hof mit „Nazis raus“ begleitet.
Pogi­da geht erst seit Mitte Jan­u­ar diesen Jahres auf die Straße. Trotz­dem nahm die Teil­nehmer_in­nen-Anzahl stetig ab – bei der let­zten Kundge­bung am 7. April fan­den sich immer­hin noch 60 Teilnehmer_innen ein. Ein Zeichen dafür, dass Pogi­da keinen Raum in Pots­dam findet.

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