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Antifaschismus

1. Mai in Plauen: „III. Weg“-Aufmarsch mit Frankfurter Beteiligung

Am 1. Mai demon­stri­eren tra­di­tionell extrem rechte Parteien, um den Tag die deutschen Arbeit­er zu feiern, den die Nation­al­sozial­is­ten 1933 als nationalen Feiertag einge­führt haben.[1] Zum diesjähri­gen „Tag der Arbeit“ mobil­isierte u.a. die neon­azis­tis­che Kle­in­st­partei „Der III. Weg“ zu einem bun­desweit­en Auf­marsch ins vogtländis­che Plauen. Etwa 1.000 Neon­azis kamen dann auch aus nahezu dem gesamten Bun­des­ge­bi­et nach Sach­sen, um gegen Kap­i­tal­is­mus und für einen deutschen Sozial­is­mus zu demon­stri­eren (dass sich hin­ter diesen Parolen keine emanzi­pa­torischen oder egal­itären Ansätze ver­ber­gen, sollte klar sein).[2] Obwohl die Partei noch recht jung ist und nur wenige hun­dert Mit­glieder bun­desweit besitzt, war der diesjährige Auf­marsch der größte am 1. Mai in 2016. Bere­its im ver­gan­genen Jahr kon­nte „Der III. Weg“ die meis­ten Neon­azis für ihren Auf­marsch in Saalfeld gewin­nen.[3] Angemeldet wurde der Auf­marsch von Tony Gentsch, stel­lvertre­tender Leit­er des Gebi­etsver­band „Mitte“, zu dem, mit Aus­nahme Meck­len­burg-Vor­pom­merns, alle neuen Bun­deslän­dern sowie Berlin gehören.[4] Der im uck­er­märkischen Anger­münde wohnende Matthias Fis­ch­er, Leit­er des sel­bi­gen Gebi­etsver­bands, war die zweite zen­trale Per­son an diesem Tag.
Den eben­falls bun­desweit­en Auf­marsch der NPD in Schw­erin fol­gten lediglich 400 Men­schen.[5] Weit­ere Ver­samm­lun­gen der Partei mit weit weniger Res­o­nanz fan­den in Bochum (180), Wurzen (80) und Berlin (50) statt.[6] Die vor allem in Nor­drhein-West­falen aktive Neon­azi-Partei „Die Rechte“ mobil­isierte in die thüringis­che Lan­deshaupt­stadt Erfurt; dort kamen 250 Neon­azis zusam­men.[7]

Imme den "III. Weg": Peer Koss (mitte) auf der 1. Mai-Demonstration der neonazistischen Kleinstpartei in Plauen. Links von ihm Jessica Kautz (mit Flasche). Rechts seine Frau Franziska (rote Haare). (Photo: Presseservice Rathenow)
Imme den “III. Weg”: Peer Koss (mitte) auf der 1. Mai-Demon­stra­tion der neon­azis­tis­chen Kle­in­st­partei in Plauen. Links von ihm Jes­si­ca Kautz (mit Flasche). Rechts seine Frau Franziska (rote Haare). (Pho­to: Press­eser­vice Rathenow)

 
Frank­furter Neon­azis auch in Plauen
Unter den angereis­ten Neon­azis waren auch auf­fal­l­end viele aus Bran­den­burg.[8] Neben den bei­den Land­kreisen Uck­er­mark und Pots­dam-Mit­tel­mark, in denen „Der III. Weg“ bere­its Stützpunk­te aufge­baut hat, waren auch Anhänger aus anderen Regio­nen erschienen. Darunter waren auch bekan­nte Neon­azis aus Frank­furt (Oder) und dem angren­zen­den Land­kreis Oder-Spree. Laut Beobachter_innen ist von min­destens elf Neon­azis aus der Region Frank­furt (Oder) auszuge­hen, die nach Plauen anreis­ten. Neben Peer und Franziska Koss, bei­de Organ­isatorIn­nen der extrem recht­en Grup­pen „Frankfurt/Oder wehrt“ und „Beeskow wehrt sich“, waren dies vor allem jün­gere Neon­azis. Zu ihnen gehörten Den­nis Kunert, Romano Gos­da, Justin Dominik Klein­ert und Patrick Fer­tig, aber auch der bere­its bei den soge­nan­nten „Autonomen Nation­al­is­ten Oder-Spree“ (ANOS) aktiv gewe­sene Mar­tin Schlechte[9] sowie Jes­si­ca Kautz. Die Fleis­chereiverkäuferin aus Frank­furt (Oder) gehörte beim hiesi­gen Neon­azi­auf­marsch am 1. Novem­ber 2015 zu den Ein­peitscherIn­nen und gab für die Teil­nehmerIn­nen die Parolen vor.[10] Gemein­sam liefen sie im mit­tleren Block zusam­men mit weit­eren Neon­azis aus Bran­den­burg. Gos­da trug zudem eine in neon­azis­tis­chen Kam­er­ad­schaften ver­bre­it­ete schwarzen Fahne mit der kleinen Auf­schrift „Frankfurt/O.“, was eine regionale Zuord­nung für Außen­ste­hende deut­lich machte. Allen gemein­sam ist ihre regelmäßige Teil­nahme an den ras­sis­tis­chen Aufmärschen von „Frankfurt/Oder wehrt sich“, die seit Jan­u­ar 2015 ins­ge­samt sieben Mal in der Oder­stadt stat­tfan­den.[11] Dass sie sich nun in größer­er Gruppe an der zen­tralen „III. Weg“-Demonstration beteiligten, ist da nur fol­gerichtig. So gehörte die Neon­azi-Partei, die in Bran­den­burg bis­lang vor allem von Maik Eminger geführt wurde, von Anfang an zu den Unter­stützern der Frank­furter Aufmärsche. Anfangs noch bedeckt, wur­den sie im zunehmenden Maße präsen­ter. Immer wieder reis­ten auch AktivistIn­nen aus dem Stützpunkt Potsdam/Mittelmark an.[12] Zu ihnen gehört auch Pas­cal Stolle. Das ehe­ma­lige NPD-Mit­glied, welch­es Anfang let­zten Jahres zum „III. Weg“ wech­selte, gehört zu den regelmäßi­gen Red­ner­In­nen auf den extrem recht­en Ver­anstal­tun­gen in Frank­furt und ist inzwis­chen auch nach Eisen­hüt­ten­stadt gezo­gen. Auch er war in Plauen anwe­send, lief aber getren­nt von den übri­gen Bran­den­burg­erIn­nen im ersten Block.

 
 
Tatkräftige Hil­fe beim Auf­bau von Strukturen
Die Unter­stützung des „III. Weg“ von Anti-Asyl­protesten, zu dem sie auch einen Leit­faden ver­fasst hat,[13] zielte auch auf eine weit­ere Rekru­tierung von Parteian­hän­gerIn­nen ab. Dies scheint bei den Teil­nehmerIn­nen der Frank­furter und Beeskow­er Aufmärsche Früchte getra­gen zu haben. Seit der ersten großen Kundge­bung der neon­azis­tis­chen Partei am 21. Feb­ru­ar 2015 in Eisen­hüt­ten­stadt nahm Peer Koss regelmäßig an ihren Ver­anstal­tun­gen teil.[14] Er gehörte zu den Teil­nehmerIn­nen der Mobil­isierungsver­anstal­tun­gen in Beelitz und Brück (bei­de Pots­dam-Mit­tel­mark) zum Auf­marsch am 1. Mai;[15] eben­so war er bei der Vorstel­lung des „III. Weg“ durch Matthias Fis­ch­er in Beeskow im März diesen Jahres dabei.[16] Peer und seine Frau Franziska sind inzwis­chen Mit­glieder gewor­den und tru­gen ihre Parteizuge­hörigkeit am 1. Mai in Plauen auch offen zu Schau.

Bald ein neuer Stützpunkt im Oderland?: "III. Weg"-Kader Matthias Fischer stellt die Arbeit seiner Partei im März in Beeskow vor. (Photo: der-dritte-weg.info)
Bald ein neuer Stützpunkt im Oder­land?: “III. Weg”-Kader Matthias Fis­ch­er stellt die Arbeit sein­er Partei im März in Beeskow vor. (Pho­to: der-dritte-weg.info)

Mit dem „III. Weg“-Kader Pas­cal Stolle als regelmäßiger Red­ner und der regelmäßi­gen Teil­nahme des „III. Weg“ an der Neon­azi­aufmärschen in der Region gelangt es der extrem recht­en Partei, neue Anhän­gerIn­nen zu find­en. Mit der Mit­glied­schaft der bei­den Haup­tor­gan­isatorIn­nen der Ver­samm­lun­gen von „Frankfurt/Oder wehrt sich“ und „Beeskow wehrt sich“ wer­den diese in Zukun­ft noch stärk­er an der Poli­tik der Partei aus­gerichtet sein. Es bleibt nur noch eine Frage der Zeit, bis sich nach den Stützpunk­ten Potsdam/Mittelmark, Mit­tel­mark (Hav­el) und Uck­er­mark ein vierten Stützpunkt auch im Oder­land grün­den wird. Für die immer weit­er schwächel­nden NPD in Bran­den­burg wird sie damit zunehmend zur Gefahr. Dies zeigt sich nicht zulet­zt daran, dass bekan­nte NPD-Kad­er die Teil­nahme an dem parteieige­nen Auf­marsch im näheren Schw­erin der „III. Weg“-Demonstration im fer­nen Plauen vor­zo­gen.[17]
 
 
Quellen

1 Vgl. Gesetz über die Ein­führung eines Feiertags der nationalen Arbeit, http://www.verfassungen.de/de/de33-45/feiertag33.htm, abgerufen am 3. Mai 2016.

2 Vgl. arbeiterkampftag.info, abgerufen am 3. Mai 2016.

3 Vgl. Witz­gall, Thomas: 1.Mai in Saalfeld: Unver­ant­wortliche Polizeis­trate­gie im Umgang mit dem größten Neon­azi-Auf­marsch des Tages. In: End­sta­tion Rechts. Bay­ern, https://www.endstation-rechts-bayern.de/2015/05/1‑mai-in-saalfeld-unverantwortliche-polizeistrategie-im-umgang-mit-dem-groessten-neonazi-aufmarsch-des-tages/, abgerufen am 3. Mai 2016.

4 Vgl. „Der III. Weg“: Gebi­etsver­band „Mitte“ der Partei „Der III. Weg“ gegrün­det!, http://www.der-dritte-weg.info/index.php/menue/1/thema/69/id/6062/akat/1/infotext/Gebietsverband_Mitte_der_Partei_Der_III._Weg_gegruendet/Politik_Gesellschaft_und_Wirtschaft.html, abgerufen am 3. Mai 2016.

5 Vgl. Freiers, Horst: NPD: Bedin­gungslos­er Wahlkampf. In Blick nach Rechts,
http://www.bnr.de/artikel/hintergrund/npd-bedingungsloser-wahlkampf, abgerufen am 3. Mai 2016.

6 Vgl. Press­eser­vice Rathenow: Nach­be­tra­ch­tung des 1.Mai: ??Bran­den­burg­er? ?Neon­azis? zog es vor allem ins säch­sis­che ??Plauen?. In: inforiot.de, https://inforiot.de/nachbetrachtung-des-1-mai-%E2%80%AA%E2%80%8Ebrandenburger%E2%80%AC-%E2%80%AAneonazis%E2%80%AC-zog-es-vor-allem-ins-saechsische-%E2%80%AA%E2%80%8Eplauen%E2%80%AC/, abgerufen am 3. Mai 2016.

7 Eben­da.

8 Eben­da.

9 Vgl. antifaschis­tis­che recherchegruppe frank­furt (oder): Neon­azis­tis­che Jugend­kul­tur im Wan­del am Beispiel der “Autonomen Nation­al­is­ten Oder-Spree”, https://recherchegruppeffo.noblogs.org/post/2012/05/19/neonazistische-jugendkultur-im-wandel-am-beispiel-der-autonomen-nationalisten-oder-spree/.

10 Vgl. inforiot.de: Braunes Woch­enende in Bran­den­burg, https://inforiot.de/braunes-wochenende-in-brandenburg/, sowie Presse­di­enst Frank­furt (Oder): Bild 19, https://www.flickr.com/photos/pressedienst_frankfurt-oder/22064405754/in/album-72157660679120421/, bei­de abgerufen am 3. Mai 2016.

11 17. Jan­u­ar, 14. Feb­ru­ar, 25. April, 25. Juli, 3. Okto­ber, 1. Novem­ber (alle 2015), sowie am 20. Feb­ru­ar 2016. Vgl. hierzu auch die Artikel auf inforiot.de und recherchegruppeffo.noblogs.org.

12 Vgl. antifaschis­tis­che recherchegruppe frank­furt (oder): „Frank­furt (Oder) wehrt sich“ mit dem „III. Weg“, https://recherchegruppeffo.noblogs.org/post/2015/05/21/frankfurt-oder-wehrt-sich-mit-dem-iii-weg/.

13 Vgl. „Der III. Weg“: KEIN ASYLANTENHEIM IN MEINER NACHBARSCHAFT! Wie be- bzw. ver­hin­dere ich die Errich­tung eines Asy­lanten­heims in mein­er Nach­barschaft. Bad Dürkheim, Stand 08/2015.

14 Vgl. Presse­di­enst Rathenow: Eisen­hüt­ten­stadt: Auf­marsch von III. Weg, NPD und „Freien Kräften“, https://inforiot.de/eisenhuettenstadt-militante-neonazis-hetzten-gegen-asylsuchende/, abgerufen am 3. Mai 2016.

15 Vgl. Presse­di­enst Rathenow: Beelitz / Brück: Neon­azis mobil­isierten für Auf­marsch am 1. Mai, https://inforiot.de/beelitz-brueck-neonazis-mobilisierten-fuer-aufmarsch-am-1-mai/, abgerufen am 3. Mai 2016.

16 Vgl. „Der III. Weg“: Parteivorstel­lung im Raum Beeskow, http://www.der-dritte-weg.info/index.php/menue/1/thema/69/id/6279/akat/1/infotext/Parteivorstellung_im_Raum_Beeskow/Politik_Gesellschaft_und_Wirtschaft.html, abgerufen am 3. Mai 2016.

17 Vgl. Press­eser­vice Rathenow: Nach­be­tra­ch­tung des 1.Mai: ??Bran­den­burg­er? ?Neon­azis? zog es vor allem ins säch­sis­che ??Plauen?. In: inforiot.de, https://inforiot.de/nachbetrachtung-des-1-mai-%E2%80%AA%E2%80%8Ebrandenburger%E2%80%AC-%E2%80%AAneonazis%E2%80%AC-zog-es-vor-allem-ins-saechsische-%E2%80%AA%E2%80%8Eplauen%E2%80%AC/, abgerufen am 3. Mai 2016.

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