Königs Wusterhausen: Stadtverordnete stimmten für Erhalt der
Ernst-Thälmann-Gedenkstätte. Freundeskreis verurteilt Abrißgenehmigung
als antikommunistischen Akt
Die Proteste aus dem In- und Ausland gegen die Abrißgenehmigung für die
»Ernst-Thälmann-Gedenkstätte« in Ziegenhals bei Berlin halten weiter an.
So hatten sich etwa für den gestrigen Dienstag eine Besuchergruppe
französischer Parlamentarier zu einer Besichtigung angesagt, erklärte
der Vorsitzende des Freundeskreises der Gedenkstätte, Helmut Becke, auf
einer Pressekonferenz am Montag in Königs Wusterhausen. Der geplante
Abriß des Denkmals ausgerechnet im 60. Jahr der Befreiung sei ein Schlag
ins Gesicht aller Antifaschisten, erklärte Becke.
Am 7. Februar 1933 hatte im ehemaligen Sporthaus Ziegenhals die letzte
ZK-Sitzung der bereits illegalisierten KPD unter der Leitung von Ernst
Thälmann stattgefunden. Auf dieser Tagung, an der auch 27
Reichstagsabgeordnete der KPD teilnahmen, hatten die Kommunisten ihre
Strategie für den antifaschistischen Widerstand konzipiert. Im August
1944 wurde Ernst Thälmann im KZ-Buchenwald von den Nazis ermordet. Daß
es nun die gesetzliche Möglichkeit gebe, die Gedenkstätte abzureißen,
sei kein einfacher verwaltungsrechtlicher Akt der Behörden, sondern ein
hochgradig politischer Akt des Antikommunismus, der nur dem aufkommenden
Neofaschismus nützlich sein könne, so Becke.
Der Besitzer des Areals, Gerd Gröger, hatte das Wassergrundstück 2002
zum Schnäppchenpreis von der Treuhand-Nachfolgegesellschaft ersteigert.
Gröger ist hoher Ministerialbeamter im brandenburgischen Bauministerium
und zuständig für die oberste Bauaufsicht. Unmittelbar nach Erwerb des
Grundstückes hatte Gröger öffentlich verkündet, die Gedenkstätte
abreißen zu wollen, um lukrative Villen bauen zu können. Bis zum Februar
diesen Jahres war das aufgrund des Landesdenkmalschutzrechts aber nicht
möglich. Erst durch eine Novellierung der entsprechenden Regelungen
erhielt Gröger die Abrißgenehmigung, wenn auch mit geringen Auflagen. Ob
Gröger dank seiner Funktion im Bauministerium selbst an dieser
Neufassung des Denkmalrechts mitgebastelt hat, konnte die zuständige
Kulturministerin in Brandenburg, Johanna Wanka (CDU), nicht beantworten.
Auf eine Anfrage der PDS-Landtagsfraktion erklärte Wanka dazu: »Ich weiß
es nicht.«
Wanka schlug vor, die Dokumente aus der Gedenkstätte in das
Zeithistorische Museum nach Leipzig zu verlagern. Eine Vorstellung, die
für den Freundeskreis nicht akzeptabel ist: »Hier in Ziegenhals haben
die deutschen Kommunisten den antifaschistischen Widerstand vorbereitet,
der historische Ort ist hier und nicht in Leipzig«, stellte Helmut Becke
klar.
Am Montag abend haben die Verordneten der Stadt Königs Wusterhausen, zu
der Ziegenhals gehört, mit großer Mehrheit die Einleitung aktiver
Maßnahmen zum Erhalt der »Ernst-Thälmann-Gedenkstätte« beschlossen.
Helmut Becke zu den Konsequenzen dieser Entscheidung: »Wir streben eine
sogenannte Veränderungssperre für das Denkmal an. Gelingt das, dann darf
an der Gedenkstätte zunächst nichts verändert werden.«