“Dass der Faschismus nachlebt; dass die vielzitierte Aufarbeitung der
Vergangenheit bis heute nicht gelang und zu ihrem Zerrbild, dem leeren und
kalten Vergessen, ausartete, rührt daher, dass die objektiven
gesellschaftlichen Voraussetzungen fortbestehen, die den Faschismus
zeitigten.” (Theodor W. Adorno)
Immer wieder wird nicht nur von Rechtsextremen der Versuch unternommnen,
den Tag der Befreiung durch die einseitige Darstellung oder Erfindung
historischer Details umzudeuten oder in seiner Bedeutung gar umzukehren.
Bei einer von der Redaktion des Internetportals www.solid-brandenburg.de
durchgeführten Umfrage zum 8. Mai erklärten mehr als 85% aller
Teilnehmenden, dass das Datum für sie nach wie vor der Jahrestag der
Befreiung sei und bleibe.
Hierzu erklärt KATHARINA DAHME, Landesvorsitzende des PDS-nahen
Jugendverbandes [′solid] — die sozialistische jugend:
“Vor 60 Jahren endete in Europa der Zweite Weltkrieg und das
menschenverachtende Terrorregime des Nationalsozialismus. Das Datum wird
in vielen Ländern als Feiertag begangen und bietet in jedem Jahr Anlass,
all jenen zu danken, die gegen Hitler und den Rassenwahn seiner
Volksgemeinschaft kämpften. Viele von ihnen mussten in diesem Kampf ihr
Leben lassen. Alle Versuche die deutschen Opfer gegen sie aufzurechnen
sind absurd und entspringen den Nachwehen jenes Geistes, der den Wahnsinn
des Faschismus hervorbrachte.
Die Berichterstattung anlässlich des 60. Jahrestages konzentriert sich
vornehmlich auf die Opfer und Verluste auf deutscher Seite. Der
historische Kontext einer anfangs breiten Zustimmung und Begeisterung für
den Krieg wird dabei ebenso vernachlässigt und allenfalls am Rande erwähnt
wie millionenfacher industrieller Mord und unzählige Opfer eines
verbrecherischen Krieges, der im Streben nach dem deutschen Endsieg die
ganze Welt in Brand setze. Diese deutsche Nabelschau ist nicht hinnehmbar
und bietet den Nazis von heute die Grundlage ihrer revisionistischen und
offen rassistischen Propaganda.
In diesen Trend des fahrlässigen Umgangs mit der deutschen Vergangenheit
reiht sich Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck ein, wenn er
drei Tage nach der pompösen Grundsteinlegung für den Wiederaufbau der
Potsdamer Garnisonkirche vor den Überlebenden von Ravensbrück über die
Notwendigkeit eines sensiblen Umganges mit der eigenen Geschichte
fabuliert. Denn sensibler Umgang bedeutet mit Sicherheit nicht, für
Millionen eine überflüssige Kriegskirche nachzubauen, in der Adolf Hitler
seinerzeit das Bündnis des deutschen Faschismus mit den Konservativen per
Handschlag besiegelte.”
[′solid] Brandenburg ruft alle und jeden dazu auf, sich am kommenden
Sonntag um 10:00 auf dem Bertolt-Brecht-Platz in Berlin einzufinden um
sich der großen Demonstration gegen den von Neonazis geplanten Aufmarsch
anzuschließen. Als Teil des Aktionsbündnisses [SPASIBO] schließt sich
[′solid] Brandenburg dessen Aufruf “Gegen Faschismus, Militarisierung und
deutsche Opfermythen” an und wird im Geiste des Buchenwaldschwurs seinen
Teil dazu beitragen, der NPD und ihren Vorfeldorganisationen nicht das
Feld zu überlassen. Auch und gerade nach 60 Jahren bleibt die Losung
aktuell:
“Kein Fußbreit den neuen und alten Faschisten”