Märkisch-Oderland (dos/MOZ) In der vergangenen Woche rückte die Oderegion in
den Blickpunkt des Greenpeace-Protestes gegen den Anbau von Gen-Mais. Bei
Altlangsow machten die Greenpeace-Aktivisten auf einem Feld, auf dem solcher
Mais angebaut worden ist, auf die Thematik aufmerksam. Wenig später waren die
Schilder wieder verschwunden. Das Thema Gen-Mais indes wird weiter heftig
diskutiert. Im Nachgang der Protestaktion hat der Landkreis Regelungen
bezüglich der unbefriedigenden Haftungsfrage beim Anbau von Genmais
gefordert. Die Meinungen der Landwirte gehen beim Thema Gentechnik weit
auseinander. Die Befürworter verweisen darauf, dass der weitgehend
insektenresistente Genmais im Oderbruch wirtschaftlich sei, weil der
Zünslerbefall im Mais hier besonders stark ist. Dem gegenüber stehen
Befürchtungen der Folgen, die bisher noch nicht erforscht sind. 30 Betriebe
zwischen Lebus, Seelow und Müncheberg mit etwa 16 000 ha haben eine
gentechnikfreie Zone Märkisch-Oderland gebildet. “Es hilft uns nicht weiter,
wenn sich Gegner und Befürworter des Genmaisanbaus unversöhnlich gegenüber
stehen”, so der Pressesprecher des Kreises Tobias Seyfarth. Die vielfach
geäußerte Ablehnung gründe sich vor allem auf die Furcht vor Risiken, die mit
dem Einsatz von gentechnischen Methoden verbunden sein können. Der Landkreis
unterstütze alle Bemühungen im Rahmen der Begleitforschung zum
Erprobungsanbau. “Nur so können die zu lösenden Fragen der Koexistenz
unterschiedlicher Anbauformen und die unbefriedigende Haftungsfrage geregelt
werden”, so der Sprecher. Denn durch die im Gesetz geregelte
“verschuldensunabhängige gesamtschuldnerische Gefährdungshaftung für
Landwirte, die gentechnisch veränderte Pflanzen anbauen,” entstehe für
Betriebe ein so hohes wirtschaftliches Risiko, dass selbst Versicherungen
wegen Unkalkulierbarkeit nicht versichern. Überlegenswert sei deshalb die
Einrichtung eines Fonds und die Hinwendung zur klassischen
verschuldensabhängigen Haftungsregelung. Sowohl der gentechniknutzende
Landwirt als auch der benachbarte konventionelle oder ökologisch
wirtschaftende Landwirt benötigten Vorgaben, um Vorsorge zu treffen. “Diese
politischen Probleme können nicht auf Landkreisebene gelöst werden”, betont
Seyfarth.
Im Standortregister des Bundesamtes für Verbraucherschutz und
Lebensmittelsicherheit sind aktuell sieben Betriebe aus Märkisch-Oderland
eingetragen. Die Veröffentlichung im Standortregister ermögliche aus Sicht
des Kreises eine hohe Transparenz. So seien Absprachen zwischen benachbarten
Landwirten möglich, um eventuelle gentechnisch veränderte Einträge in
konventionelle Anpflanzungen zu verhindern. Auf einem Zehntel der Anbaufläche
im Landkreis wird Mais angebaut. “Der Mais mit seinem enormen Flächenertrag
wird in der energetischen Verwertung in Biogasanlagen weiter an Bedeutung
gewinnen”, sieht es Tobias Seyfarth. Schon deshalb müsse die Diskussion
sachlich fortgesetzt werden.