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Antifaschismus

Keine schöne Bescherung

Der Jugend­ver­band der neon­azis­tis­chen NPD hat eine neue CD her­aus­gegeben. Diese soll am Don­ner­stag, den 6. Dezem­ber, im Land Bran­den­burg verteilt wer­den, so heißt es aus Expert_innenkreisen. Wo genau und in welchem Umfang die CD verteilt wer­den soll, ist nicht bekannt.

Musik für ver­schiedene Subkulturen

Ver­schiedene CDs der NPD gab es in den let­zten acht­en Jahren. In unter­schiedlichen Aufla­gen unter­stützten die Schul­hof-CDs oft­mals die Wahlkämpfe in eini­gen Bun­deslän­dern. Bran­den­burg­er Naz­ibands waren dabei, wie auch bei der neuen CD, mit von der Par­tie: Die Band „Has­s­ge­sang“ aus Tel­tow tritt auf der neuen CD gle­ich zweimal auf, hin­ter dem Namen „Agnar“ ver­birgt sich ein Pro­jekt von Has­s­ge­sang, “H.G.” ist “Has­s­ge­sang” selb­st. „Has­s­ge­sang“ spielte bere­its auf der 2009er CDBRD vs. Deutsch­land“ — das Lied auf der CD ist poli­tisch unver­fänglich. Aber wer sich danach weit­er für „Has­s­ge­sang“ inter­essiert, stößt auf eine knall­harte Neon­azi-Band, die Adolf Hitler huldigt und Hak­enkreuze sowie SS-Runen auf ihrem CD-Cov­er ver­wen­det. Eben­falls auf älteren Schul­hof-CDs vertreten, ist der Pots­damer Neon­azi Uwe „Uwocaust“ Men­zel. Auf der 2011 erschienen CD „Gegen den Strom“ spielte er unter dem Namen „Uwocaust und alte Fre­unde“. Unter dem leicht abge­wan­del­ten Namen „Uwe und alte Fre­unde“ ist er auf der neuen JN-CD wiederzufinden. 

Viele in der Szene beliebte Bands wie “Mosh­pit” und “Divi­sion Ger­ma­nia” sind auf der CD vertreten. Auf­fäl­lig ist dabei die Bre­ite an Gen­res – von klas­sis­chem Recht­srock­bands wie “Carpe Diem” und neon­azis­tichen Lie­der­ma­ch­ern wie “Jan Peter” ist mit “Mosh­pit” eine Hard­core-Band und mit “n´Socialist Soundsys­tem” sog­ar NS-Rap vertreten. War bis vor eini­gen Jahren die Musik­szene durch Rock­musik und Lie­der­ma­ch­er bes­timmt, kom­men seit eini­gen Jahren zunehmend Hard­core (NSHC) und Black Met­al (NSBM) sowie Rap und HipHop hinzu.

Nach Ver­boten und Indizierun­gen von Liedern und CDs wis­sen NPD und JN mit­tler­weile sehr genau, welche Lieder auf der CD lan­den dür­fen. Den­noch wird mit poli­tis­chen Aus­sagen nicht ges­part: Neben Titeln wie „Geschichte, Dog­men und Betrug“ in dem über den Para­grafen 130 zur Volksver­het­zung herge­zo­gen wird, oder „Unentschuld­bar“, der das in der Szene beliebte The­ma des sex­uellen Miss­brauchs auf­greift, find­en sich auf der CD ein Wer­be­v­ideo der JN sowie ein Bei­heft, in dem Fotos von Demon­stra­tio­nen, soge­nan­nten „Heldenge­denken“, Kampf­s­port und Fußball­turnieren, die mit „Bolzen gegen Links“ über­schrieben wer­den, zu sehen sind. 

Neuer Bun­desver­band unter Bran­den­burg­er Beteiligung

Im Okto­ber wählte der JN Bun­desver­band einen neuen Vor­stand. Bun­desvor­sitzen­der wurde Andy Knape aus Sach­sen-Anhalt. Er gibt sein Gesicht für das Wer­be­v­ideo der JN. Zum Besitzer des Bun­desvor­standes wurde auch ein Bran­den­burg­er gewählt: Pierre Dorn­brach, Lan­desvor­sitzen­der des Bran­den­burg­er JN Ver­ban­des, war bis 2011 Stützpunk­tleit­er der JN Lausitz. Er beteiligt sich aktiv an Demon­stra­tio­nen der NPD. Seit kurzem nicht mehr in Bran­den­burg ansäs­sig ist Sebas­t­ian Richter, eben­falls Beisitzer im neuen Bun­desvor­stand der JN. Als ehe­ma­liges lei­t­en­des Mit­glied des Lausitzer Aktions­bünd­niss­es sowie der JN Oranien­burg war er über Jahre in Bran­den­burg aktiv. Er war außer­dem bei der ver­bote­nen „Heimat­treuen Deutschen Jugend“ (HDJ) aktiv und Schriftleit­er der JN-Zeitung der „Aktivist“.

Strate­gie statt Bescherung

Durch die Verteilak­tion wollen die Neon­azis in ganz Bran­den­burg eines junges Klien­tel erre­ichen. Ins­beson­dere Musik wird gezielt pro­pa­gan­dis­tisch genutzt um neon­azis­tis­che Ide­olo­gie in ver­schiede­nen Sub­kul­turen zu ver­ankern. Im Hin­blick auf die Land­tagswahlen 2014, bei denen das Wahlal­ter auf 16 Jahre herun­tergestuft wer­den soll, kann die Auswirkung der CD fatal sein. In der Ver­gan­gen­heit haben couragierte Schüler_innen und Lehrer_innen jedoch ver­hin­dern kön­nen, dass Neon­azis ihr Pro­pa­gan­da verteilen konnten.

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