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Keine Veranstaltung gegen „Heldengedenken” in Halbe 2005

Am 12. Novem­ber wird im bran­den­bur­gis­chen Halbe anlässlich des Volk­strauertages zum
sech­sten mal ein Auf­marsch von Alt- und Neon­azis auf dem größten Soldatenfriedhof
Deutsch­lands stat­tfind­en. Dies­mal ohne eine adäquate Gegenveranstaltung. 

Nach­dem ein großes parteiüber­greifend­es Bünd­nis aus PDS, SPD, CDU und unzähligen
unab­hängi­gen Ini­tia­tiv­en und Vere­inen schon Anfang 2005 angekündigt hat­te in Halbe
eine große Gegenkundge­bung zu ver­anstal­ten, wurde nun von diesem Plan abgerückt. Es
wurde noch nicht ein­mal den Auf­marsch der Recht­en zu ver­bi­eten. Stattdessen wird
eine Gedenkver­anstal­tung zum Volk­strauertag in Zusam­me­nar­beit mit dem Volksbund
Deutsche Kriegs­gräber­für­sorge (VDK) organisiert.

Die Gedenkver­anstal­tung ste­ht unter dem Mot­to „Die Toten mah­nen, für den Frieden zu
leben“ und find­et beze­ich­nen­der Weise im Anschluss an die von der DVU geplanten
Kranznieder­legung auf dem Wald­fried­hof Halbe statt, die „zum Gedenken an die
unsterblichen, helden­haft kämpfend­en deutschen Sol­dat­en“ aufruft.

Damit rei­ht sich das vorge­blich gegen rechts ini­ti­ierte Bünd­nis in das Trauern um
Wehrma­cht­sange­hörige und andere deutsche Sol­dat­en ein, dass auch von
Sol­daten­ver­bän­den und auch den Neon­azis betrieben wird. Anders als bei
Gedenkver­anstal­tun­gen für die Opfer des Nation­al­sozial­is­mus, ste­ht der
Volk­strauertag und die Arbeit des VDK seit 1919 auss­chließlich für die
mil­i­taris­tis­che Tra­di­tion­spflege und einen Totenkult um die sol­datis­chen „Helden“
Deutschlands.

Die Arbeit des VDK beschränkt sich auf die Errich­tung mon­u­men­taler Sol­dat­en- und
Kriegerdenkmäler. Diese sind Sym­bole des deutschen Mil­i­taris­mus und
Iden­ti­fika­tion­sob­jek­te nationaler Gesin­nungspoli­tik und dienen in kein­er weise einer
kri­tis­chen Auseinan­der­set­zung mit der Vergangenheit.

Anders als vom VDK behauptet, musste der Volk­strauertag von den Nazis 1934 nicht in
ein „Heldenge­denken“ umge­wan­delt wer­den, denn Emmo Eulen, Begrün­der des VDK,
erwirk­te durch direk­te Inter­ven­tion bei NS-Pro­pa­gan­damin­is­ter Goebbels selb­st die
Umgestal­tung, da, so schrieb er „ dieser Tag nicht nur ein Tag der Trauer sondern
ein Tag der Erhe­bung wer­den muß, ein Tag des Hof­fens auf das Aufge­hen der blutigen
Saat“. Hitler schrieb Ende 1934 an Eulen „Die Arbeit des Volks­bun­des, die der Ehrung
unser­er gefal­l­enen Kam­er­aden dienen und ihr Gedenken durch würdi­gen Aus­bau und treue
Pflege der deutschen Grab­stät­ten wach hal­ten will, habe ich stets mit großem
Inter­esse ver­fol­gt.“. Das Anliegen des VDK hat sich bis dato nicht grundlegend
geän­dert. Außer dass die hohlen Phrasen um „Ver­söh­nung“ und „Völk­erver­ständi­gung“
hinzuge­treten sind, die eine gesellschaftliche Auseinan­der­set­zung mit dem NS
schein­bar unnötig machen. Anstatt über „Täter“ zu sprechen, wird über „Leid, Elend,
Vertrei­bung und Kriegs­ge­fan­gen­schaft“ der Deutschen schwadroniert und die
his­torischen Fak­ten von Holo­caust und Angriff­skrieg bewusst überse­hen. Denn diese
Fak­ten lassen kein rel­a­tivieren­des Geschichts­bild zu. 

In Halbe wird am 12.11. von Neon­azis, der DVU, der Bun­deswehr, dem VDK, wie auch vom
großen bürg­er­lichen Bünd­nis nicht den Opfern des Nation­al­sozial­is­mus sondern,
mitunter zwar anders akzen­tu­iert aber den­noch, den Tätern gedacht. Wie schon in den
ver­gan­genen Jahren ist ein sep­a­rates Gedenken für die weni­gen dort beerdigten
Wehrma­chts­de­ser­teure und NS-Zwangsar­beit­er unter­sagt. Diese Maß­nahme ist
nachvol­lziehbar, denn es kann und sollte, auch unser­er Mei­n­ung nach, kein
gemein­sames Trauern um Opfer und Täter geben. 

Für eine inhaltliche Abgren­zung von den dort marschieren­den etwa 1000 Neon­azis wird
es unter diesen Vorze­ichen kein Raum geben. Die Per­so­n­en, die sich nicht in die
mil­i­taris­tis­che Ein­heits­front ein­rei­hen wollen, ist durch die Aus­rich­tung der
„Gegen­ver­anstal­tung“ durch den VDK, die Möglichkeit ent­zo­gen, sich gegen den
Auf­marsch der Neon­azis und gegen die Hero­isierung deutsch­er Sol­dat­en zu äußern.

Schon im let­zten Jahr wur­den etwa 400 AntifaschistIn­nen durch polizeiliche
Rechts­brüche an der Teil­nahme an ein­er angemelde­ten Antifa-Kundge­bung gehindert.
Wenn wir als AntifaschistIn­nen in Halbe von Neon­azis und dem Parteien-Bünd­nis nicht
erwün­scht sind, wer­den wir an einem anderen Ort unseren Protest kund­tun. Vertreiben
lassen wir uns aus Halbe bes­timmt nicht.


Antifaschis­tis­ches und anti­ras­sis­tis­ches Bünd­nis gegen Heldenge­denken in Halbe

www.redhalbe.de.vu

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