(LR, 6.10.) Gegen einen Gubener Wohnungsverwalter erhebt in diesen Tagen Abdullah
Cetinkaja schlimme Vorwürfe. Er behauptet: “Weil ich Ausländer bin, bekam
ich eine Wohnung nicht, obwohl sie mir schon zugesagt worden war.” Das
Unternehmen wehrt sich gegen die Anschuldigungen: “Da ist absolut nichts
dran, der Mann hat etwas völlig falsch verstanden” , sagt der
Geschäftsführer.
Seit fünf Jahren lebt Abdullah Cetinkaja schon in Guben. Vier Jahre lang war
der 27-jährige Türke in einem Dönergeschäft angestellt. Er fühlt sich wohl
an der Neiße: “Ich hatte bisher noch nie Probleme damit, als Ausländer hier
zu leben” , sagt er. Die Probleme, die er hatte, waren eher familiärer
Natur. “Ja” , gesteht Cetinkaja unumwunden, “ich habe deshalb fünf Monate im
Knast gesessen.”
Wieder auf freiem Fuß
Seit mehr als einem halben Jahr ist er wieder auf freiem Fuß, und seit dem
sucht Abdullah Cetinkaja eine Wohnung. Im September bahnte sich eine Lösung
an. Cetinkaja interessierte sich für eine Ein-Raum-Wohnung an der
Kaltenborner Straße, die von der Immobilien‑, Vermarktungs- und Bauträger
GmbH (Iveba) verwaltet wird. Die Chancen, die Wohnung zu bekommen, sahen aus
Sicht Cetinkajas gut aus. “Ich durfte mir die Wohnung schon ansehen, habe
die Unterlagen ausgefüllt, und es war mit einer Mitarbeiterin auch ein
Termin vereinbart, wann ich mir die Schlüssel abholen soll. Es war alles
klar.”
Doch die Hoffnungen von Abdullah Cetinkaja erfüllten sich nicht. Als er zwei
Wochen später wieder bei der Iveba vorbeischaute, wurde ihm mitgeteilt, dass
er die Wohnung doch nicht bekommt. Auf die mehrfache Frage “Warum”” erhielt
er letztlich die Antwort: “Da hat gestern ein deutscher Kunde angerufen.”
“So etwas ist mir noch nicht passiert. Warum wird betont, dass es ein
deutscher Kunde ist” Warum wird nicht einfach gesagt, dass ein anderer Kunde
die Wohnung erhält? Das hätte ich problemlos akzeptiert.”
Der Eigentümer entscheidet
Dieter Zachow, Geschäftsführer der Iveba, weist die Anschuldigungen weit von
sich. Ein solcher Satz sei unter keinen Umständen gefallen. “Der Mann hat
wahrscheinlich etwas nicht richtig verstanden.” Zudem entscheide nicht sein
Unternehmen, sondern der Eigentümer, ob ein Interessent die Wohnung erhält
oder nicht. “Wir sind lediglich der Verwalter.” Für die genannte Wohnung
habe es viele Interessenten gegeben.
Falsch sei auch die Aussage von Abdullah Cetinkaja, er habe den Schlüssel
abholen wollen. “Das wird bei uns generell nicht so praktiziert.”
Für den 27-Jährigen Cetinkaja hat die Absage Konsequenzen. “Eine Arbeit
bekomme ich nur, wenn ich eine Wohnung habe” , macht er den Zusammenhang
deutlich. Derzeit ist ein Hotelzimmer sein Domizil.