OBERHAVEL Die Ausländerbehörde des Landkreises Oberhavel will einen allein erziehenden vietnamesischen Vater ohne dessen fünfjährigen Sohn abschieben. Als Termin ist bereits der kommende Montag ins Auge gefasst. Der Ausländerausschuss des evangelischen Kirchenkreises Oranienburg hat deshalb jetzt Alarm geschlagen. Pfarrer Johannes Kölbel forderte gestern die Behörde auf, die Abschiebung unverzüglich auszusetzen, bis alle offenen Fragen geklärt sind.
Davon gibt es offenbar eine ganze Reihe. Warum die Kreisverwaltung die Abschiebung des Vietnamesen, der 1988 als Vertragsarbeiter in die DDR geholt worden war, so verbissen verfolgt, ist den Mitarbeitern des Kirchenkreises ein Rätsel. Xuan Khang Ha, der seit dem 5. August in Eisenhüttenstadt in Abschiebehaft sitzt, hat sich in Deutschland nichts zu Schulden kommen lassen. Der Mann hatte 1992 Asyl beantragt, weil ihm wegen Mitgliedschaft in einer Oppositionsgruppe in Vietnam Verfolgung droht. Bis zum vorigen Jahr hatte er eine geregelte Arbeit, die er erst verlor, als der Kreis ihm die längerfristige Aufenthaltsduldung verweigerte. In Hennigsdorf lebte der Asylbewerber in einer Mietwohnung, sein Junge besuchte eine Kita. “Er war hier voll integriert”, sagt Simone Tetzlaff vom kirchlichen Ausländerausschuss .
Die Verhaftung des Vaters erfolgte am 5. August, drei Tage vor dem fünften Geburtstags seines Sohnes Minh Duc. Die Ausländerbehörde hatte den Vietnamesen zu einer “Identitätsfeststellung” für das Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge im Zusammenhang mit seinem Asylfolgeantrag “eingeladen”. Dort wurde ihm jedoch eröffnet, dass beide am Folgetag abgeschoben werden sollen. Nur eine Erkrankung des Jungen verhinderte, dass sich Vater und Sohn gemeinsam bei der Behörde meldeten. Seither ist der Junge bei Bekannten untergekommen.
Hatte der Kreis bisher nur eine gemeinsame Abschiebung geplant, soll jetzt der Vater allein ausgeflogen werden. Der Schwanter Pfarrer Kölbel hat für den Jungen gestern Kirchenasyl angeboten.