Kirchenasyl: Pfarrer widerspricht “Focus”
Kongolese ein Vergewaltiger?
(Tagesspiegel) Brandenburg (Havel). Die evangelische St. Gotthardgemeinde in Brandenburg
hat einen Bericht des Magazins “Focus” zurückgewiesen, wonach der bei ihnen
im Kirchenasyl befindliche Kongolese an einer Vergewaltigung beteiligt
gewesen sein soll. “Nach unseren Erkenntnissen enthält das zitierte
Vernehmungsprotokoll von 1993 einen Übersetzungsfehler”, sagte Pfarrer
Christoph Vogel. Das Wort “Demonstration” bedeute in der Heimatsprache
Langala sowohl Demonstration als auch Vergewaltigung. Als der Mann befragt
worden sei, ob er an einer Demonstration in Kinshasa teilgenommen habe,
bejahte dies der Mann. “Der französische Dolmetscher wertete dies jedoch als
Teilnahme an der Vergewaltigung der Erziehungsministerin des
Mobuto-Regimes”, erklärte der Pfarrer. “Wir glauben dem Mann.”
Kongolese im Kirchenasyl soll kriminell sein
(Berliner Morgenpost) Potsdam — Der in Brandenburg/Havel im Kirchenasyl befindliche Kongolese hat
sich nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins «Focus» selbst als Mittäter
bei einer Vergewaltigung bezichtigt. Bei seiner Vernehmung in Deutschland
habe der Mann berichtet, während einer Studentendemonstration unter anderem
die Erziehungsministerin des Mobutu-Regimes bei einer Notzucht in Kinshasa
festgehalten zu haben. Deshalb habe das Ausländeramt bereits 1993 sein
Asylgesuch abgelehnt. Das Magazin zitiert dabei aus dem
Vernehmungsprotokoll.
Nach Ansicht des Pfarrers, bei dem der Kongolese derzeit lebt, ist der
Vorwurf aber falsch. «Der Mann ist unschuldig», sagte Christoph Vogel
gestern. Seine Selbstbezichtigung, Mittäter bei einer Vergewaltigung gewesen
zu sein, bezeichnete der Theologe als «Übersetzungsfehler». Der Kongolese
habe bei Aufnahme in Deutschland seine Aussage in der afrikanischen Sprache
«Lingala» gemacht, in der die Wörter «Demonstration» und «Vergewaltigung»
gleichbedeutend seien.
Die evangelische St. Gotthardtgemeinde in Brandenburg/Havel schützt seit
vergangenen Montag den Mann, seine Frau und seine beiden drei- und
sechsjährigen Söhne vor der Abschiebung. Gegen den Pfarrer, der Asyl
gewährte, wird wegen Beihilfe zum Verstoß gegen das Asylgesetz ermittelt.
Auch gegen den Kongolesen und seine Frau wurde ein Verfahren eingeleitet.
Der innenpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Sven Petke, erklärte
am Sonntag, es müsse grundsätzlich über die Kirchenasylpraxis in Brandenburg
nachgedacht werden. «Es zeigt sich auch hier, dass wir Vertrauen in die
richtigen Entscheidungen der Gerichte und Ausländerbehörden haben können.»
Die Staatsanwaltschaft ermittelt auch gegen Pfarrer Johannes Kölbel wegen
des Kirchenasyls für zwei Vietnamesen in Schwante (Oberhavel). Die
Strafanzeige kam laut Staatsanwaltschaft von einem DVU-Landtagsabgeordneten.
Das Kirchenasyl hatte zuletzt für Aufregung gesort, nachdem die Polizei in
das Pfarrhaus in Schwante (Oberhavel) eingedrungen war, in dem sie einen
Vietnamesen und seinen fünfjährigem Sohn im Asyl vermuteten.
Pfarrer: Kongolese im Kirchenasyl ist unschuldig
(Berliner Zeitung, EPD) BRANDENBURG. Der Kongolese, der sich mit seiner Frau und zwei Söhnen in
Brandenburg im Kirchenasyl befindet, ist kein Krimineller. Das sagte
Christoph Vogel, der stellvertretende Superintendent des Kirchenkreises
Brandenburg, am Sonntag. “Der Vorwurf der Vergewaltigung ist unserer Ansicht
nach unhaltbar”, erklärte er. Die Darstellung des Nachrichtenmagazins Focus
sei auf einen Übersetzungsfehler zurückzuführen. Focus berichtet in der
heutigen Ausgabe, Josu Ndualu habe in dem Aufnahmeprotokoll des Bundesamtes
für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge angegeben, “die Vergewaltigten
festgehalten” zu haben. In der korrekten Übersetzung müsse es jedoch “die
Vergewaltiger festgehalten” heißen, betonte Christoph Vogel. Der damalige
Übersetzer, ein Student, sei kein amtlich zugelassener Dolmetscher gewesen.
Die Kirchengemeinde sehe deshalb keinen Grund, das Kirchenasyl in Frage zu
stellen.