(LR, 11.9.) Weil er am 13. Dezember 2003 versucht haben soll, die rechte
Demonstration in Cottbus (die RUNDSCHAU berichtete) zu stören, haben
drei junge Cottbuser Anfang Januar einen 17-Jährigen in seiner Wohnung
überfallen. Gestern verhandelte das Cottbuser Amtsgericht gegen das
geständige Trio. Ein 26-Jähriger, der das Opfer mit einem
Baseballschläger traktiert hatte, wurde zu zwei Jahren Haft verurteilt.
Die beiden Mittäter bekamen Bewährungsstrafen mit teils drastischen
Auflagen.
Das Jugendschöffengericht unter Vorsitz von Richterin Marion Rauch
musste ohne den Hauptzeugen G. auskommen. Das Opfer des Überfalls war
der Verhandlung fern geblieben, auch die Polizei konnte ihn nicht mehr
pünktlich zum Prozess vorführen. Für die Richterin ein Beleg dafür, mit
welcher Brutalität das Täter-Trio über ihn hergefallen sei. «Das ist der
Grund, warum er nicht hier ist. Er hat Angst» , sagte sie.
Kein Wunder. Denn was G. am 4. Januar, einem Sonntagabend um kurz vor 21
Uhr, in seiner Wohnung in der Lutherstraße erleben musste, mutet selbst
nach den Erzählungen der Täter wie ein Realität gewordener Alptraum an:
Wenige Häuser entfernt hatten sich vorher nämlich Guido R. (26) und
Thomas K. (20) in der Wohnung von Denny H. (22) betrunken und mit einem
Baseballschläger mit der Aufschrift «Steel Man» gespielt. Wie Guido R.
sagte, habe H. dann gemeint, «dass er mit G. noch was zu klären hätte.»
Das Opfer habe drei Wochen zuvor in Cottbus die Demonstration von
Rechten gestört, führte H. aus. Das spätere Opfer habe versucht, in die
Reihen der Demonstranten hineinzurennen. «Das wollte ich klären» , sagte
Denny H. Zumindest Guido R. und Thomas K. sind als Anhänger der rechten
Szene polizeibekannt.
Das alkoholisierte Trio ging also zur Wohnung von G., klingelte und
trommelte gegen die Tür. Als der nicht öffnete, traten die vermummten
Täter die Tür aus den Angeln. Zu einem Gespräch kam es nicht, wie Guido
R. feststellte: «Er wollte gleich versuchen zu flüchten.» Während Denny
H. und Thomas K. ihr überrumpeltes Opfer mit Händen und Füßen
traktierten, schlug R. mit dem mitgebrachten Baseballschläger zu. Nach
wenigen Minuten konnte sich G. von den Peinigern losreißen und – in
Boxershorts – zu einer Freundin flüchten. Nach Zeugenaussagen war er
zwar «weggetreten» und «panisch» , aber nicht schwer verletzt.
Die drei Angreifer gingen zurück zur Wohnung von H., wo die Polizei sie
wenig später alkoholisiert vorfand.
Vor Gericht zeigten sich die Täter gestern reuig. «Die Tat war sinnlos
und dumm» , räumte Thomas K. ein. Denny H. ergänzte: «Dass es so
ausartet, war nicht geplant gewesen. Das hätte man auch auf andere Weise
– sprich: gewaltfrei – lösen können.» Guido R. beteuerte, dass er nach
der Tat einen Täter-Opfer-Ausgleich gesucht habe. G. sei darauf aber
nicht eingegangen.
Das Gericht wertete die Geständnisse als strafmildernd. Dass der
Überfall eigentlich als Aussprache geplant war, das wollte Richterin
Rauch aber nicht glauben. Im Fall des bereits mehrfach wegen
Körperverletzung verurteilten Guido R. folgte das Gericht dem Antrag von
Staatsanwalt Rainer Lehmann und verhängte eine Haftstrafe von zwei
Jahren. Die Baseballschlägerattacke habe eher zufällig keine schwereren
Verletzungen angerichtet, so das Gericht. Thomas K. wurde zu anderthalb
Jahren auf Bewährung verurteilt. Er muss 200 Sozialstunden ableisten,
seine Kollegen in der rechten Szene meiden, eine Alkoholtherapie
beginnen und weitere Bewährungsauflagen einhalten, um nicht doch noch
ins Gefängnis zu müssen.
Auch Denny H., dessen Vorstrafenregister bislang noch leer war, wurde zu
einer zehnmonatigen Bewährungsstrafe und 100 Sozialstunden verurteilt.
Während der 26-Jährige Guido R. das Urteil äußerlich gefasst aufnahm,
brach seine Freundin in Tränen aus. Der Verteidiger von Guido R.
kündigte gegenüber der RUNDSCHAU Berufung an.