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Antifaschismus

Klamotten für den zeitgemäßen Szene-Style

(Fabi­an Kunow im Blick nach Rechts) Im Berlin­er Umland sind drei Fir­men ansäs­sig: Medi­a­tex GmbH, Pro­Tex GmbH und Skytec Out­lets GmbH, welche zusam­men die in der recht­sex­tremen Szene beliebte Marke „Thor Steinar“ pro­duzieren und vertreiben. Im Jahr 2010 betrug die Bilanz­summe von Medi­a­tex 4.605.516,75 Euro (2009: 6.419.236,83) von Pro­Tex 674.926,35 Euro (2009: 1.218.919,87) und Skytec Out­lets GmbH  2.839.412,62 Euro (2009: 2.381.878,14 Euro). Aktuellere Zahlen haben die Fir­men noch nicht vorgelegt. Sie zeigen aber an, wie viel Geld im braunen Chic steckt. „Thor Steinar“ lei­det zwar seit Jahren an einem schlecht­en Image bei den 100 Prozent-kor­rek­ten Neon­azis. Für die Schaf­fung eines zeit­gemäßen recht­sex­tremen Lifestyles, welch­er im Straßen­bild viel­er Städte ver­ankert ist, war und ist „Thor Steinar“ aber unverzicht­bar. Neben einem pro­fes­sionellen Inter­net­por­tal besitzt das Label zurzeit 12 eigene Ladengeschäfte. Die Marke ist aber darüber hin­aus auch in mehreren recht­en Szen­ev­er­sän­den und Geschäften zu beziehen und das nicht nur in Deutschland.

Die größte Konkur­renz für Thor Steinar kommt eben­falls aus Bran­den­burg: „Erik & Sons“ (ES). ES ist ästhetisch eine Kopie von „Thor Steinar“. Anders als „Thor Steinar“ pflegt ES aber offen­siv den Kon­takt ins neon­azis­tis­che Milieu.

My favorite Colour is White“

So wurde unter dem Mot­to „Luni hat gerufen“ über den ES-Newslet­ter zum „Eich­felder Heimattag“ 2011 mobil­isiert. Dafür waren die Recht­srock-Bands „Words of Anger“ und die „Lunikoff Ver­schwörung“ angekündigt. Hin­ter „Luni“ beziehungsweise „Lunikoff“ ver­birgt sich der ehe­ma­lige Sänger der ver­bote­nen Neon­azi-Band „Landser“ Michael „Lunikoff“ Regen­er. In der Mail wurde auch „mit riesigem Verkauf­s­stand – die wichtig­ste aller deutschen Tex­til­marken: Erik & Sons“ gewor­ben. Der let­zte Stre­ich von ES war eine Pro­mo­tions­fo­to­strecke zu seinem T‑Shirt „My favorite Colour is White“ im mul­ti­kul­turellen Berlin­er Stadt­teil Kreuzberg.

Pro­duziert und ver­trieben wird Erik & Sons von ein­er „Land­skamp Tex­tilu­nion Unternehmerge­sellschaft“. Let­ztere hat 147 771 Euro für 2010 (2009: 167.925) als Bilanz­summe aus­gewiesen. Trotz Szene-Cred­i­bil­i­ty, was sich unter anderem im Verkauf ihrer Klam­ot­ten im NPD-nahen Ver­sand Deutsche Stimme nieder­schlägt, kann die Marke aber noch nicht über eine größere ökonomis­che Potenz ver­fü­gen. Dieses zeigt sich unter anderem auch darin, dass es zurzeit keine „Erik & Sons“-Ladengeschäfte gibt.

T‑Shirt „Neuschwaben­land“

Eben­falls aus Bran­den­burg stammt die Marke „Fourth Time – Cloth­ing Brand“. Sie wurde nach eige­nen Angaben im August 2011 im bran­den­bur­gis­chen Tel­tow gegrün­det. Ästhetisch knüpft „Fourth Time“ an „Thor Steinar“ und „Erik & Sons“ an, obwohl der Inhab­erin keine Herkun­ft aus der extremen Recht­en nachzuweisen ist. Mit ihrem T‑Shirt „Neuschwaben­land“ liefert die Marke einen Ver­weis auf die Expe­di­tion in die Antark­tis 1938/39 und das dabei ange­blich neu ent­deck­te „Neuschwaben­land“, um welche Mythen und Ver­schwörungs­the­o­rien ranken. Diese Ver­schwörungs­the­o­rien wer­den in der extremen Recht­en rezipiert.

In der Rubrik „Händlerliste“ ist als einzige Adresse der Strike Back Shop Apol­da aufge­führt. Dieser Ver­sand und das Ladengeschäft entstam­men ein­deutig dem recht­sex­tremen Milieu. Hier kön­nen T‑Shirts der Marken „Ans­gar Aryan“, „Thor Steinar“, „Erik and Sons“ sowie T‑Shirts aus dem neon­azis­tis­chen Musik­m­i­lieu erwor­ben wer­den. Noch ist „Fourth Time“ eine sehr kleine Marke. Ob dieser Sta­tus bei der Konkur­renz von „Thor Steinar“ und „Erik & Sons“ sowie Preisen von 32 Euro für ein T‑Shirt ver­lassen wer­den kann, ist zweifelhaft.

Ein­deutig unein­deutige Aussagen

Auf einem wesentlich erfol­gre­icheren Kurs scheint das Markenge­flecht um die Szeneklam­ot­ten von „Box­ing Con­nec­tion“ beziehungsweise „Label 23“ zu sein. Über deren Hin­ter­gründe klärt das „Antifaschis­tis­che Infoblatt“ (AIB) in sein­er aktuellen Aus­gabe auf. So soll unter anderem der Cot­tbusser Neon­azi und erfol­gre­iche Kick-Box­er Markus W. dort eine nicht uner­he­bliche Rolle spie­len. Dem AIB zufolge war W. „…in das Süd­bran­den­burg­er Neon­azi-Net­zw­erk der Spreelichter eingebunden“.

Als Käufer­schicht­en sollen Kampf­s­portler und aktive Fußball­fans ange­sprochen wer­den. So wird Wer­bung auf  bedeu­ten­den Inter­net­por­tal­en der Ultra­szene geschal­tet und es wer­den erfol­gre­iche Kampf­s­portler gespon­sert. Poli­tis­che Aus­sagen sind hinge­gen auf den Shirts der Cot­tbusser Marke nur impliz­it vorhan­den. Wie bei „Thor Steinar“ und „Erik & Sons“ wird mit „ein­deutig unein­deutig“ gespielt.

Ein T‑Shirt, das W. im Urlaub dabei hat­te, war offen­bar nicht so ein­deutig unein­deutig, wie diejeni­gen, die er verkauft. W. wurde schließlich für das Tra­gen eines „Hitler- Gedenk-Shirts“ verurteilt.

Beim Inter­netver­sand der eben­falls aus Bran­den­burg stam­menden Marke „Her­rmanns­land“ des ehe­ma­li­gen Sängers der Neon­azi-Band „Landser“ Michael „Lunikoff“ Regen­er ist dage­gen zurzeit eine Baustelle.

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