(LR, Jan Gloßmann) Der Aufbruch vollzieht sich derzeit noch leise, doch die Beteiligten hoffen,
dass er zum rechten Zeitpunkt recht laut ist: Widerstand formiert sich gegen
den geplanten Aufmarsch von Neonazis am 13. Dezember in Cottbus.
Der Zug des braunen Ungeistes wird sich voraussichtlich weder verbieten noch
sonst wie verhindern lassen. Eine Demokratie muss damit umgehen können. Das
heißt auch, dass gewalttätige Konfrontationen auf Cottbuser Straßen und
Plätzen nicht Sinn der Sache sind.
Wohl aber Auseinandersetzung. Denn Cottbus gilt noch immer als rechtsextreme
Hochburg, auch wenn die Szene sich zuletzt zurückgezogen zu haben schien. Es
ist jedoch nicht ausgeschlossen, dass dem Nazi-Zug hinter vielen Cottbuser
Gardinen klammheimlich Beifall gespendet wird.
Bei den Unruhen unter Jugendlichen verschiedenster politischer Richtungen an
der Stadthalle registrierte die Polizei außerdem auffällig viele
Nicht-Cottbuser. Bislang kann nur spekuliert werden, ob das Geschehen im
Stadtzentrum auch ein Vorgeplänkel für den 13. Dezember war.
Um so wichtiger sind jetzt die Ideen für eine friedliche Gegenwehr. Eine
davon: Eine halbe Stunde nach der geplanten Nazi-Demo soll sich ein Zug der
Toleranten auf den gleichen Weg machen. Eine Leipziger Idee aufgreifend,
«bewaffnet» mit Besen. Der braune Müll soll gleich wieder aus der Stadt
gekehrt werden.
Speziell die Stadtverordneten wissen, dass sie es nicht bei solchen
symbolischen Aktionen belassen dürfen. Sie sind gefragt, wenn es um die den
Alltag betreffenden Entscheidungen geht. Stadtentwicklung,
Wirtschaftsförderung, Jugendarbeit sind die Schwerpunkte.
Ende des Monats verleiht die Stadt ihre Ehrenmedaille an den ehemaligen
Theater-Intendanten Christoph Schroth, dessen Arbeit am Schillerplatz vom
Geist der Toleranz durchzogen war, und an Erna Etis, die in der Nazizeit in
Cottbus eine jüdische Familie rettete. Zwei Wochen vor dem 13. Dezember sind
diese Namen auch eine klare Botschaft.