(MAZ, Beowulf Kayser) COTTBUS Ein “Gespenst” geht um in Cottbus. Knapp sechs Wochen vor den Kommunalwahlen sorgen drei große Buchstaben in der Lausitz-Metropole für erhebliche Unruhe. Wie Phönix aus der Asche haben die “Aktiven Unabhängigen Bürger” (AUB) ihren Hut in den Ring geworfen und wollen den etablierten Parteien den Rang ablaufen.
Mindestens 15 der insgesamt 50 Stadtverordneten-Mandate sollen am 26. Oktober an die “Unabhängigen” ohne Parteibuch fallen. Damit wollen sie das neue Stadtparlament so richtig aufmischen, verkrustete Strukturen aufbrechen und auch in den städtischen Ausschüssen das kommunalpolitische Geschehen im Interesse der Bürger mitbestimmen.
“In Cottbus muss sich schnellstens etwas verändern”, erklärte Sven Pautz. Der 33-jährige ehemalige OB-Kandidat von 2002 und Systemanalyst für EDS Deutschland in Dahlewitz (Teltow-Fläming) hat sich als Spiritus rector an die Spitze der freien Wählergruppe gestellt. “Mehr als 2500 Bürger im Alter von 29 bis 65 Jahren haben sich schon zu unserer Plattform bekannt”, so Pautz. Dazu gehören unter anderem Unternehmer und Einzelhändler, Vorsitzende von Bürgervereinen, ehrenamtliche Bürgermeister, Kulturschaffende, Sportfunktionäre und eine Menge engagierter Bürger, die mit der jetzigen Rathauspolitik unzufrieden sind. Täglich werden es mehr. Am Wahltag rechnet die Wählerinitiative mit 20 000 bis 25 000 Stimmen für die 29 Frauen und Männer, die in den fünf Cottbuser Wahlkreisen ins Rennen gehen.
Mit einigen Forderungen aus ihrem fünfteiligen Wahlprogramm haben die “Unabhängigen” jetzt schon mal “gepunktet”: Stasi-Check im Rathaus (bisher sollen erst ein Drittel der 1800 Rathaus-Mitarbeiter überprüft worden sein), Ausbau des nicht mehr von der Bundeswehr genutzten Flugplatzes Nord zu einem Gewerbe- und Industriestandort und Schaffung einer Kinder- und Jugendvertretung in Cottbus. Von den meisten Parteien wird die Wählergruppe noch nicht so richtig ernst genommen. Das soll sich jedoch schon bald ändern. Bei fünf Großveranstaltungen will man richtig “heiße Eisen” anfassen. Dabei sollen auch die bisher nicht umgesetzten Wahlversprechen von Oberbürgermeisterin Karin Rätzel (parteilos) zur Sprache kommen, wie AUB-Sprecher Sven Pautz ankündigte.
Insgesamt sind am 26. Oktober rund 85 000 Wahlberechtigte, in fünf Cottbuser Wahlkreisen zur Kommunalwahl aufgerufen. Gewählt werden 50 Stadtverordnete und die Ortsbeiräte in elf Cottbuser Stadtteilen. Bisher haben sich 235 Kandidaten von SPD, CDU, PDS, Bündnis 90/Die Grünen, FDP, der Frauenliste, der Rechtsstaatlichen Offensive/Schill-Partei sowie zwei Einzelbewerber nominieren lassen.