(Armin auf Indymedia) “Was, welche Eintrittskarten? Ich habe keine. Das stand aber auch nirgends” – ein peinlicher Moment, der von sechs verkleideten AktivistInnen, die über die drohenden Eintrittgelder in den bisher öffentlich zugänglichen Anlagen der Stiftung preußische Schlösser und Gärten (SpSG) informierten, ausgenutzt wurde. Die AktivistInnen von der attac-Campus aus Potsdam haben sich am vergangenen Samstag im Park Sanssouci, mit fingierten Ausweisen und mit als Eintrittskarten getarnten Flyern ausgerüstet, als Kontrolleure ausgegeben, um Potsdamern und Touristen die praktischen Auswirkungen des geplanten und lange diskutierten Planes der SpSG vor Augen zu führen.
Bereits Ende März hatte der Generaldirektor der SpSG, Hartmut Dorgerloh, angekündigt, voraussichtlich ab dem nächsten Jahr 4 Euro im Sommer, und 2,50 Euro im Winter als Eintrittsgeld für den Schlosspark Charlottenburg in Berlin, sowie Park Sanssouci, Park Babelsberg und den Neuen Garten in Potsdam zu verlangen. Dies widerspräche der Satzung der SpSG, denn dort ist eine allgemeine und kostenlose Nutzung der Parkanlagen garantiert. Hatte Dorgerloh noch vor einem knappen Jahr Eintrittspreise für Parks aufgrund einer Verpflichtung, den Park der Bevölkerung frei zur Verfügung zu stellen, abgelehnt und betont, dass diese sich gar nicht rechnen würden, argumentiert er heute mit einer zunehmenden Belastung durch Vandalismus, Hunde und die Nutzung der Wiesen, sowie mit notwendigen Sanierungsarbeiten und einer höheren Wertschätzung der Parkanlagen, die die Eintrittspreise versprächen.
Die Aktion der attac-AktivistInnen richtete sich gegen die Pläne, den Zugang zu den Parks auf zahlungskräftige Anwohner oder Touristen zu beschränken. Die Parks sind zugleich öffentliche Räume und Erholungsgebiete für die Anwohner. Allein der Park Sanssouci wird jährlich von über 2 Mio. Menschen benutzt, von denen sich viele weitere Parkbesuche nicht mehr leisten könnten, sollten die Eintrittsgelder wie geplant erhoben werden. Zu dieser Gruppe würden v.a. auch Personen mit Kindern zählen, für deren Entwicklung die Parks zudem eine besonders wichtige Rolle spielen.. Die Pläne der SpSG stellen einen weiteren Versuch dar, öffentliche Räume zu privatisieren, sie zu säubern und nur einer „qualifizierten Öffentlichkeit“ zugänglich zu machen, wie es bereits in Einkaufszentren, Innenstädten und Plätzen wie dem Sony-Center in Berlin geschieht. Die Parks, ebenso wie andere öffentliche Räume, bilden eine wichtige und unersetzliche Ressource jeder Stadt, und müssen vor der Kommerzialisierung, privater Kontrolle und Kontrolleure sowie der Exklusion eines großen Teils der Stadtbewohner geschützt werden.
Die Reaktionen der „kontrollierten“ Parkspaziergänger waren gemischt. Vor allem die Potsdamer, besonders die Familien mit kleinen Kindern, die um den Ernst der Diskussion wissen und sich dessen Folgen für ihren regelmäßigen Parkbesuch auch ohne die Aktivisten lebhaft ausmahlen können, reagierten oft entsprechend gereizt. Die Touristen, nachdem sie sich von dem ersten Schock erholt hatten, zeigten Zustimmung zur Aktion und zu dessen Zielen. Auch wenn einige resigniert oder mit Verständnis gegenüber dem Kostenargument der SpSG auf den Plan reagierten, zukünftig Eintrittsgelder im Park zu erheben, wurde er bei der großen Mehrheit abgelehnt. Sie müssten schon für jedes der Museen hohen Eintritt bezahlen, da solle doch wenigstens der Park frei zugänglich bleiben.
Ihr Ziel, die Aufmerksamkeit der Angesprochenen auf die geplanten Eintrittsgelder in den Parks der SpSG zu lenken, haben die AktivistInnen zumindest für diesen Moment erreicht. Sowohl in Potsdam, ebenso wie in Charlottenburg, wo mit dem Schlosspark eine weitere Anlage der SpSG betroffen ist, haben sich schon vor einiger Zeit Initiativen gegen dieses Vorhaben gebildet. Es wird sich zeigen, ob sich durch die Arbeit der Betroffenen die Parks als für die Stadtbewohner wichtige öffentliche Räume geschützt werden können.