Potsdam - Der Studierendenausschuss der Uni Potsdam (AStA) hat nach Presseberichten über eine Veranstaltung des Corps Masovia die gleichnamige Studentenverbindung aufs Schärfste angegriffen. Zum einen wirft er dem Corps vor, dass bei einer Feier im Juni im Haus des Corps Rechtsextreme anwesend gewesen seien. Bei einer Semesterparty im Oktober sei es in dem Haus zudem zu einer tätlichen Auseinandersetzung zwischen einem „Neonazi“ und einem „alternativen Jugendlichen“ gekommen. In der Erklärung des AStA wird dem in Potsdam ansässigen Corps auch Frauenfeindlichkeit vorgeworfen.
Eine weitere Anschuldigung des AStA, die zusammen mit der AG Antifaschismus der Uni Potsdam sowie dem „freien Zusammenschluss von studentInneschaften“ (fzs) hervorgebracht wurde, betrifft die Geschichte der Studentenverbindung. Der Corps berufe sich auf seine Königsberger Wurzeln und stelle so den Bezug zu den alten Grenzen des Deutschen Reiches her. Zudem habe der Dachverband des Corps, der Kösener Senioren Convents-Verband als einer der ersten Verbände bereits 1921 Juden durch Statutenänderung ausgeschlossen.
Der Corps Masovia reagierte mit Unverständnis und Besorgnis auf die Kritik und verwahrte sich dagegen. Rassismus, Revanchismus, Nationalismus, Antisemitismus, Frauen- und Fremdenfeindlichkeit hätten keinen Platz im Corps. Die Studentenverbindung sei bürgerlich und liberal, ihre Wurzeln würden weit in die vornapoleonische Universitätsgeschichte zurückreichen. Eine Geringschätzung von Frauen komme nicht zum Ausdruck.
Die liberalen Prinzipien der Corps seien im wilhelminischen Kaiserreich in den Hintergrund getreten. Von den so genannten Arierparagraph mit dem 1921 Juden aus dem Kösener Dachverband ausgeschlossen wurden, distanziert sich der Dachverband heute. Allerdings hätten sich 1921 einzelne Mitglieder entschlossen, ihre jüdischen Corpsbrüder nicht zu entlassen. „Dieser Entscheidung blieben sie auch 1933 treu. 1935 löste der NS-Staat daraufhin im Zuge seiner gesellschaftlichen Gleichschaltungspolitik die Kösener Corps zwangsweise auf“, heißt es in einer Stellungnahme des Corps. Zu den angeblichen Vorfällen mit Rechtsextremen im Haus des Corps ist darin nichts zu lesen.
Der AStA hatte indes gefordert, dass die Leitung der Universität Potsdam „umgehend die Hofierung des Corps Masovia“ beendet. Auf einer Veranstaltung des Corps im November war ein Grußwort der Hochschule überbracht worden. Die Universität kündigte für heute eine Stellungnahme dazu an.