Schwedt (os) Mit einer neuen Sonderausstellung wagt sich das Stadtmuseum Schwedt an die letzten Kriegsmonate des Jahres 1945 heran. Sechs Jahrzehnte nachdem die Front über die Uckermark hinwegrollte und verheerende Spuren hinterließ, wollen die Museumsmitarbeiter an die Geschehnisse von damals erinnern. Schwerpunkt bilden einerseits die Kampfhandlungen entlang der Oder, andererseits das zivile Leben in der Stadt. “Dass Schwedt heute so aussieht wie es aussieht, ist genau dieser Zeit geschuldet”, sagt Karin Herms, die die Ausstellung seit längerer Zeit mit vorbereitet. In nur wenigen Tagen ging die alte Stadt zu großen Teilen durch Artilleriebeschuss unter.
Mit Dokumenten, Funden, Gegenständen und Illustrationen sollen die Monate Januar bis Mai detailliert dargestellt werden, die näher rückende Front, die Flucht der Bewohner, der Beschuss, das Leid und die anschließende Not. “Für uns ist dieses Thema sehr wichtig, weil es in dieser Form bisher noch nie so dargestellt wurde”, erklärt Ulrike Müller vom Stadtmuseum.
Die Einrichtung baut dabei vor allem auf André Vogel vom Staatlichen Munitionsbergungsdienst. Er beschäftigt sich nicht nur beruflich mit fast jedem in Uckermark und Barnim entdeckten Kampfmittelrest, sondern interessiert sich auch privat für die Militärgeschichte im Raum Schwedt. Seine Recherchen stehen im Mittelpunkt der Ausstellung. So sind auch Waffen, Uniformen und militärische Zeugnisse ebenso zu sehen wie originale Tagebücher dieser Zeit, Fluchtkoffer, Familienalben.
Schon seit längerer Zeit hält das Museum Lebenserinnerungen von gebürtigen Schwedtern fest. Die Interviews stellen eine einzigartige Quelle zur Geschichte der Stadt dar. Teile dieser Erinnerungen ergänzen die neue Sonderausstellung, die am 30. Januar eröffnet wird. “Aus vielen Zeitzeugen ist es richtig herausgebrochen, als wir sie nach den Kriegswirren befragten”, erzählt Ulrike Müller. “Manche können aber auch bis heute nicht darüber reden.”
Besonders haften blieb ihr die Geschichte einer älteren Frau, die nach der Rückkehr vom Treck mit dem Schlüssel in der Hand vor den Ruinen ihres Hauses stand.