Potsdam — Die Affäre um den südbrandenburgischen CDU-Kommunalpolitiker Egon Wochatz hat landespolitische Dimensionen erreicht. Der Besuch von Wochatz
bei einem Treffen von früheren Angehörigen der Waffen-SS ist bei den Landesverbänden der Christdemokraten wie der Sozialdemokraten auf Ablehnung und scharfe Kritik gestoßen.
Das Verhalten von Wochatz, ehemaliger Bürgermeister von Spremberg und Vorsitzender der CDU-Fraktion im Kreistag von Spree-Neiße, sei nicht tragbar, heißt es in der CDU. Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) ließ
verlauten, er halte die Angelegenheit für “unakzeptabel”.
Die Zusammenkunft in Spremberg fand anlässlich einer Veranstaltung zum 60. Jahrestag der Alliierten-Landung in der Normandie statt. Dabei war es auch zu einem Treffen der ehemaligen Angehörigen der SS-Division Frundsberg
gekommen, die seinerzeit an den Kämpfen in Frankreich teilgenommen hatten.
Als Konsequenz aus den Vorwürfen lässt Wochatz sein Amt als
Fraktionsvorsitzender derzeit ruhen. In CDU-Kreisen wird mit seinem Rücktritt gerechnet. Die Kreis-CDU hatte sich gestern Abend in einer gemeinsamen Sitzung mit der Fraktion getroffen, um das weitere Vorgehen zu beraten. Ein Ergebnis lag zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht vor.
Dieter Friese (SPD), Landrat des Kreises Spree-Neiße, hatte einen Brief an Ministerpräsident Platzeck und CDU-Landeschef Jörg Schönbohm geschrieben, in dem er um “geeignete Schritte” bat, um weiteren Schaden abzuwenden, wie er
formulierte.
Nach Darstellung von Wochatz kam der Kontakt zu den SS-Veteranen im Rahmen seiner Arbeit für den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge zu Stande. Nach der Einschätzung von CDU-Generalsekretär Thomas Lunacek ist jedoch eine Teilnahme an einem derartigen SS-Treffen für einen christdemokratischen Politiker auch unter dieser Voraussetzung nicht akzeptabel.
Die SPD hatte die Christdemokraten aufgefordert, auf Wochatz Druck auszuüben, falls dieser nicht von sich aus zurücktreten wolle. “Die SS ist eine verbrecherische Organisation”, betonte in diesem zusammenhang SPD-Landesgeschäftsführer Klaus Ness.