(MAZ, Hiltrud Müller) MÜLLER FALKENSEE Mit klaren Worten distanzierte sich jetzt geschlossen die
Stadtverordnetenversammlung von Falkensee von der Schändung des
Geschichtsparkes ihrer Stadt. Der Vorfall hatte sich bekanntlich am Vorabend
des 60. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz
ereignet (die MAZ berichtete). In einer Erklärung, die am Mittwochabend
verabschiedet wurde, appellieren die Fraktionen an die Zivilcourage aller
Bürger, um “allen rassistischen, antisemitischen und nazistischen Äußerungen
und Bestrebungen deutlich und lautstark zu widersprechen”.
Norbert Kunz (SPD) bezeichnete die Attacke auf den Geschichtspark — er
befindet sich dort, wo einst das Außenlager des KZ Sachsenhausen stand — als
“eine Schande in Falkensee”, warnte jedoch davor, “die Bürger unter
Generalverdacht” zu stellen. “Wir haben noch keine organisierte Nazi-Szene
in der Stadt, das unterscheidet uns von unserer Umgebung”, behauptete Kunz,
womit man sich jedoch nicht in Sicherheit wiegen könne. “Wir dürfen solche
Ereignisse nicht verschweigen oder vertuschen. Wer das tut, spielt den alten
und neuen Nazis in die Hände.”
Für Katalin Gennburg (PDS) hingegen steht fest: “Wir müssen anfangen
anzuerkennen, dass es auch in Falkensee eine rechte Szene gibt.” Die
Existenz eines so genannten Freikorps oder die Brände an Dönerständen
lieferten ihr dafür den Beweis. Und Gennburg forderte grundsätzliche
Änderungen in dem “riesigen Dorf” Falkensee, das allzu anonym geworden sei.
Die junge Frau forderte mehr Identifikationspunkte und warb für “eine Kultur
des Hinsehens”, und zwar nicht nur, “wenn es um den Müll des Nachbarn oder
den Lärm vom Schwimmbad geht”. Vom Bürgermeister forderte sie, er möge einen
Beauftragten benennen als Ansprechpartner bei “rechtsextremistische
Aktivitäten”. Den aber gibt es längst, er heißt Andreas Mallé und nennt sich
Koordinator gegen Fremdenfeindlichkeit und Gewalt …
Auf der Zuschauerplätzen hatten junge Leute von der Antifa- und der
Solid-Jugend Platz genommen, PDS-Mitglieder, auch einige Lehrer und andere
Bürger der Stadt sowie der PDS-Stadtvorsitzende Erhard Stenzel. Der
Resistance-Kämpfer hätte zu diesem Thema viel zu sagen, doch man billigte
ihm kein Rederecht zu. Wie sich erweisen sollte, hatte es die Fraktion
seiner Partei gar nicht erst beantragt. “Wir wollten keine Konfrontation”,
verteidigte Rosemarie Thürling, die Fraktionsvorsitzende, gegenüber der MAZ
diese Entscheidung. “Denn es war abzusehen, dass dieser Antrag nicht die
Zustimmung aller Parteien finden würde.” Und bei diesem Thema wollte man
jede Konfrontation vermeiden und “das betonen, was alle eint”, sagte
Rosemarie Thürling.