INFORIOT Am gestrigen Nachmittag (27. November 2006) fand in Cottbus eine Kundgebung unter dem Motto: “Gegen Rassismus und rechte Gewalt” (Aufruf)
statt.
Zwischen 16 und 18 Uhr demonstrierten ungefähr 50 Personen gegen die Behandlung von Flüchtlingen und MigrantInnen in Cottbus und die zum Alltag gehörenden verbalen und phyischen Angriffe mit rassistischem Hintergrund. Die Polizei war mit ca. 15 Beamten vor Ort, welche die Teilnehmenden kontinuierlich abfilmten.
Zur Kundgebung hatten antirassistische und antifaschistische Gruppierungen aus Cottbus und Umgebung aufgerufen. Chamberlain, einer der OrganisatorInnen der Veranstaltung und Mitglied der Flüchtlingsinitiative Brandenburg erklärte zu den Hintergründen: “Es gab verschiedene Motivationen für die Durchführung der Veranstaltung. Einerseits werden Flüchtlinge auch in Cottbus mit Maßnahmen wie der Residenzpflicht und dem Gutscheinsystem schikaniert. Sie dürfen nur in bestimmten Läden einkaufen, sie dürfen sich nicht politisch betätigen und sind in ihrem Recht auf Bewegung eingeschränkt, da sie Cottbus nicht verlassen dürfen. Andererseits gibt es aber auch einen Rassismus, der Menschen allein aufgrund ihrer Hautfarbe trifft. Wenn Du als Schwarzer, egal ob Student oder Flüchtling, in Cottbus auf die Straße gehst, begegnen Dir die Leute mit einer unglaublichen Agressivität. Es gibt immer Ausnahmen, aber die Regel ist, dass sich Leute in deiner Gegenwart abfällig äußern und dich ganz offen anpöbeln.”
Zur Situation im Cottbusser Asylbewerberheim befragt, erklärt Chamberlain: “Die Flüchtlinge im Heim in Sachsendorf leben sehr isoliert.” Nach dem Umzug in das Neubaugebiet habe sich die Lage insofern verbessert, dass man nicht mehr in einem “Dschungelheim” mitten im Wald untergebracht sei, aber insgesamt sei die Einrichtung nach wie vor sehr abgelegen. Im Umfeld des Hauses werden immer mehr Wohnblöcke einfach abgerissen. “Wenn das so weitergeht, dann befindet sich das Heim irgendwann wieder im Wald.”, meint Chamberlain hierzu ironisch. Neben der räumlichen Isolation halte aber auch die Angst vor Repressionen viele AsylbewerberInnen von politischer Organisierung ab.
Neben der Flüchtlingsinitiative hielten Vertreter von The Voice Redebeiträge. Die Sambagruppe Berlin übermittelte ein Grußwort. Von einem Mitglied der SDAJ wurde ein Redebeitrag verlesen, der sich mit der verkürzten Kapitalismuskritik von Rechts auseinandersetzte.
Im Anschluss an die Veranstaltung habe es einen Naziübergriff auf vier Personen, welche sich auf dem Heimweg befanden, gegeben, berichtete uns ein Teilnehmer. Eine Gruppe von Personen, die mit Pullovern mit Aufschriften wie Asgard und Autonome Nationalisten bekleidet waren, habe die KundgebungsteilnehmerInnen tätlich angegriffen. Bisher liegen uns hierzu allerdings keine näheren Informationen vor. Der Pressestelle der Cottbusser Polizei war der Übergriff bis heute Mittag ebenfalls noch nicht bekannt.