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L wie Löwe und Mais mit “ai”

Forum gegen Ras­sis­mus rief
neuen Sprachkurs für Aus­län­der ins Leben

“Wis­sen Sie ein Wort mit L?”, fragt Spre­sa Mac­ul­ja in die Runde. Zaghaft
kom­men die Antworten: “Löwe”, “Liebe”, “lachen.” Na bitte, es geht doch,
ermuntert die Lehrerin ihre erwach­se­nen Schüler. Beim nächsten
Buch­staben lässt sie eine Schü­lerin das genan­nte Wort selbst
anschreiben. “Es macht nichts, wenn es verkehrt ist, ver­suchen Sie es!”
Aber es gelingt, sog­ar ein schwieriges Wort wie “Sack” mit einem “ck” am
Ende. Doch bei dem Wort “Mais” gibt es Schwierigkeit­en. Was ist Mais,
wollen die sechs Schüler wis­sen. Also behil­ft sich Spre­sa Mac­ul­ja mit
Zeichen­sprache und Zeich­nun­gen an der Wandtafel. Alle nehmen schnell das
Wörter­buch ihrer jew­eili­gen Lan­dessprache zur Hand und blät­tern eifrig.
Doch bevor nicht der Denk­fehler beseit­igt ist, dass man Mais nicht mit
“ei” schreibt, kann der richtige Begriff nicht gefun­den werden.
Natür­lich ken­nen alle diese Frucht und schreiben den Begriff nun fein
säu­ber­lich in Deutsch in ihre Hefte bzw. auf ihre Zettel. Bis zur
näch­sten Stunde wer­den sie ihn wie eine Vok­a­bel auswendig ler­nen. Und
noch etwas gibt es als Hausauf­gabe: Von jedem in der
“Alphabetisierungs”-Stunde durchgenomme­nen Buch­staben sollen sie drei
weit­ere Wort­beispiele hinzufügen. 

Seit kurzem gibt Spre­sa Mac­ul­ja zu ihrem bere­its seit Okto­ber des
vorigen Jahres laufend­en Fort­geschrit­te­nen-Kurs diesen neuen für
Anfänger. “Betrof­fene hil­ft Betrof­fe­nen”, so sieht sie es, die vor fünf
Jahren mit Mann und drei Kindern aus dem Koso­vo kam. Zuerst wohnte die
Fam­i­lie ein Jahr im Asyl­be­wer­ber­heim in Stolpe-Süd, dann in Hennigsdorf,
nun ist sie nach Berlin gezo­gen. Aber dien­stags und don­ner­stags kommt
Spre­sa Mac­ul­ja nach Hen­nigs­dorf in die Forststraße, wo die PuR
Unter­richt­sräume zur Ver­fü­gung stellt. Hier ver­sucht sie, ausländischen
Bürg­ern im frem­den Land die fremde Sprache beizubrin­gen. Spre­sa hat in
ihrem Heimat­land Albanolo­gie studiert, war Lehrerin und kon­nte bereits
Englisch. Deutsch sprach sie nicht ein Wort, und so kann sie
nachempfind­en, wie schw­er es ihre Schüler haben. Aber da sie über
method­is­che Ken­nt­nisse ver­fügt, weiß sie, wie sie Lautdifferenzierung,
Lauterken­nun­gen oder Schreiben von Buch­staben und Worten vermitteln
muss. Die Auf­nah­me­fähigkeit­en ihrer Schüler sind unter­schiedlich. Ihre
Kursteil­nehmer wohnen zumeist im Asyl­be­wer­ber­heim, kom­men aus
Afghanistan, der Türkei, aus Chi­na oder aus dem afrikanis­chen Togo, sind
manch­mal erst einige Monate in Deutsch­land und brin­gen unterschiedliche
Voraus­set­zun­gen mit. 

Das weiß auch Minette von Krosigk. Sie gehört zum Fördervere­in für
interkul­turelle Bil­dung und Begeg­nung e. V., der sich als Träger des
“Forum gegen Ras­sis­mus und rechte Gewalt Oranien­burg” ver­ste­ht. Das
Forum will helfen, das Zusam­men­leben von Deutschen und Asyl­suchen­den zu
verbessern. Finanziert von der evan­ge­lis­chen Kirche Bran­den­burg, gehört
die Sprachaus­bil­dung dazu. Der jet­zige Alpha­betisierungskurs aber, so
erläutert Minette von Krosigk, sei auf Ini­tia­tive von Hel­ga Hen­richs ins
Leben gerufen wor­den. Ihr, die nicht nur Mit­stre­i­t­erin im Forum sei,
son­dern auch Lehrerin in Berlin-Kreuzberg mit vie­len ausländischen
Kindern, liege dieses Pro­jekt beson­ders am Herzen. Denn da die
Asyl­be­wer­ber noch kein Bleiberecht haben, sei von staatlich­er Seite
nie­mand für ihre Aus­bil­dung ver­ant­wortlich. Daher habe das Forum in
Zeit­en leer­er Kassen die Aktion “Paten­schaften übernehmen” ins Leben
gerufen. Wer sich bere­it erk­lären möchte, für einen Asyl­be­wer­ber eine
Part­ner­schaft zu übernehmen, der kann alle Infor­ma­tio­nen ein­holen unter
03301/20 86 32. 

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