Wriezen (MOZ) Das Wohnen im Wriezener Stadtzentrum ist beliebt. Und so
ist die stadteigene Wohnungsbaugesellschaft HaGeBa auch kein großes
Risiko bei der Entscheidung eingegangen, den in den 50-er Jahre in der
Gartenstraße errichteten Wohnblock gründlich zu sanieren. Für acht
Mietparteien verbessern sich die Wohnverhältnisse. Rund 170 000 Euro hat
die Gesellschaft dafür an Eigenmitteln investiert, wobei die Mieter mit
dem Projekt einverstanden waren, wie Geschäftsführer Hartmut Fahl auf
Nachfrage der MOZ informierte.
Architektin Martina Meyer und die Bauunternehmer Hans-Georg Schlaegel
und Andreas Peter hatten bei der Ausführung auch dem Umstand Rechnung zu
tragen, dass das Wohnhaus an besonderer Stelle steht. Genau dort befand
sich bis zur Reichskristallnacht im November 1938 das Portal einer der
größten Synagogen des Oderlandes. Ein Naturstein-Mauerwerkssockel und
eine Erinnerungstafel haben auch nach der Fassadensanierung wieder ihren
Platz an der Hausecke erhalten.
Grund für Bürgermeister Uwe Siebert zur feierlichen BauÜbergabe daran zu
erinnern, dass die jüdische Gemeinde zu Wriezen seit dem 16 Jahrhundert
in der Oderbruchstadt wirkte, dort 1730 einen eigenen Friedhof anlegte.
Nachdem die Stadt 1820 das an dieser Stelle befindliche Haus Nummer 358
erworben hatte, erwarb es die jüdische Gemeinde 1921 und errichtete dort
ihre Synagoge. Siebert erinnerte an die Leidensgeschichte jüdischer
Wriezener, deren Gotteshaus 1938 von Faschisten angezündet wurde. Die
Feuerwehr wurde in jener Nacht daran gehindert, auszurücken um den Brand
zu löschen. Einige jüdische Mitbürger konnten noch Ende der 30er Jahre
fliehen. Zu einigen wie Familie Feller in Israel pflegt die Stadt bis
heute Kontakt. Erich Bieber und der damalige Bürgermeister Manfred
Schwab gehörten zu den Initiatoren, die das Anbringen der Tafel am
Wohnhaus initiierten. Als Zeitzeugin jener Nacht, in der die Synagoge
angezündet wurde, war Käthe Arnold, Nachkomme einer der ältesten
Kolonistenfamilien im Oderbruch, zur feierlichen Übergabe gekommen. Sie
freute sich darüber, dass auch die Inschrift der Gedenktafel noch
restauriert wird.
Siebert stellte als jüngste Sanierungsprojekt in den Zusammenhang der
seit Jahren erfolgreichen Aufbauarbeit in der Stadt. Leistungen, die
auch Jutta Lieske, Bürgermeisterin von Letschin, Respekt abverlangten.