Seit Freitag ist es klar — Am Montag, den 13. Oktober 2003 erwarten wir die Räumung
der besetzten Häuser und der Kulturscheune in Lacoma. Wir planen friedliche Protestaktionen auf dem Dach und der Strasse. Bitte kommt zahlreich und mit kreativer Energie.
Ab Montag werden Teile des Dorfes Lacoma (Lakoma) definitiv abgebaggert. Polizei, BGS, Kripo haben sich angekündigt.
Seit Freitag haben wir die Dächer der Kulturscheune und eines weiteren Hauses
besetzt und somit die von Vattenfall geplanten Abrisse verhindert. Wir fühlen uns
dazu genötigt, da Vattenfall sonst zu keinen anderen Verhandlungen bereit war und ist. Wir setzen unsere Gesundheit gewaltfrei ein, um mit Vattenfall in weitere
Verhandlungen einzutreten. Dem Großkonzern wäre es ohne weiteres möglich die Abrisse der Gebäude des Dorfes bis zur Klärung der rechtlichen Lage auszusetzen.
Strategisches Ziel der Aktion ist natürlich die Erhaltung der Teichlandschaft. Um für die ca. 100 bedrohten Arten (z.B. Biber) zu sprechen, halten wir es für zwingend
notwendig, die Häuser und die Dorfstruktur zu erhalten. Diesem Ziel gegenüber haben hohe und höchste politische Gremien (EU, OECD, Bundestag, Landtag) Zustimmung
signalisiert.
Hintergrundinformationen
Zum 30.9. 2003 hat Vattenfall einen Großteil der Nutzungsverträge in Lacoma
gekündigt und plant die betroffenen Häuser in Kürze abzureißen. Die Genehmigung für
den Bau der Entwässerungsleitungen, mit denen die Abrisse begründet werden, liegt
jetzt und in absehbarer Zeit noch nicht vor. Verschiedene Gesprächsangebote des
Lacoma e.V. bezüglich einer Weiternutzung der Häuser bis zum Beginn des Baus der
Leitung, hat Vattenfall ausgeschlagen. Da zum jetzigen Zeitpunkt nicht klar ist, ob
es einen Planfeststellungsbeschluß geben wird und ob Braunkohle in Zukunft noch
wirtschaftlich sein kann, ist ein Abriss zum jetzigen Zeitpunkt verfrüht und
wahrscheinlich unnötig. Trotzdem möchte Vattenfall schon jetzt abreißen, um Fakten
zu schaffen.
Dies hat folgende Gründe:
1. Um die Bewohner, die sich für den Erhalt der Teichlandschaft einsetzen, zu
vertreiben, und sich die Zerstörung derselben zu erleichtern.
2. 2005 beginnt der EU Emissionshandel. Das heißt, dass für jede emittierte Tonne
CO2 Zertifikate gekauft werden müssen. Braunkohle als klimaschädlichster
Energieträger muss sich dann einer neuen Wirtschaftlichkeitsprüfung unterziehen
Deshalb versucht die Braunkohlesparte Vattenfalls, jetzt schnell viel Geld in
den Tagebau Cottbus Nord zu investieren. Die einzige Überlebenschance der
Braunkohle ist, dass die Verluste bei einer Stillegung des Tagebaus durch schon
investiertes Geld, die Verluste, die der Tagebau ab 2005 sowieso machen wird,
übersteigt.
Die Entschlossenheit Vattenfalls schon jetzt abzureißen, zeigt wie groß die
Befürchtung Vattenfalls ist, dass ein Abriss 2005 wegen der mangelnden
Wirtschaftlichkeit nicht mehr möglich sein wird.
3. Das bei der EU Kommission anhängige FFH (Flora Fauna Habitat) — Verfahren hat sehr gute Chancen auf Erfolg. Ähnlich zum Fall Mühlenberger Loch bei Hamburg versucht Vattenfall das Dorf und im Anschluß das Teichgebiet zu zerstören, bevor
das Verfahren greift.
Um diese Entwicklung zu vermeiden, haben sich Bewohner und Freunde des Dorfes für eine Besetzung der Kulturscheune und eines weiteren Hauses entschlossen, um die
Abrisse zu verhindern. Das ist die einzige Chance um uns für unser Anliegen bei Vattenfall Gehör zu verschaffen.