TEUPITZ — Reiner Oncken war nicht da. Was hätte den schenkenländischen Amtsdirektor Samstag in sein Büro ziehen sollen? Vielleicht aufzuarbeitende Akten. Wohl kaum die kleine Demonstration und das große Polizei-Aufgebot.
Nur 38 Neonazis protestierten gegen Oncken, weil der ihnen am Volkstrauertag den “Heldenaufmarsch” auf dem Halber Waldfriedhof verwehrte. Mindestens 200 Demonstranten hatte der Hamburger Rechtsextremist Christian Worch angemeldet. Etwa so stark war das Polizeiaufgebot in und um Teupitz.
“Eigentlich hatten wir auf Glatteis gehofft”, so Bürgermeister Karsten Kuhl. Dann hätten sich noch weniger Demonstranten auf dem Marktplatz gesammelt. “Normalerweise ist hier samstags bis elf, zwölf Uhr noch viel Betrieb”, sagte Kuhl. Diesmal kamen kaum Kunden in die kleinen Geschäfte. Sowohl die Jalousien der Eisdiele als auch der Apotheke waren runtergelassen. “Die Leute treffen auch selbst Sicherheitsvorkehrungen”, meinte Kuhl und ging in Richtung “Bohrs Brücke” hinunter zum Teupitzer See.
Auf dem zugefrorenen Gewässer zogen Schlittschuhläufer ihre Kreise. Zur Mittagsstunde läuteten die Glocken der Heilig-Geist-Kirche. Eine halbe Stunde später rissen zwei aufgeschreckte Marktanwohner ihre Fenster auf: Lautsprecherlaut verlas Worch seinen Getreuen die Auflagen der Polizei: Weder Gleichschritt noch Uniformteile waren erlaubt. Folglich durfte niemand Springerstiefel tragen. Also setzte sich der Zug lautlos auf der genau vorgeschriebenen Strecke in Bewegung. Bis zur Sporthalle und nicht weiter. Hier stand eine Polizeikette. Dahinter demonstrierten rund 20 PDS-Anhänger und ‑Sympathisanten. Aus Schöneiche war Tobias Dreher (Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend) gekommen, “um diesem lächerlichen Aufmarsch was entgegenzusetzen”. Froh darüber, dass es so erbärmlich abgelaufen sei, zeigte sich die PDS-Kreisvorsitzende Karin Weber. Schlimm sei, dass Neonazis zu solchen Aktionen gegen eine Person aufrufen dürfen. Da fehle nicht mehr viel, “und sie schmeißen Andersdenkenden die Scheiben ein.”
Als Worch am Markt zur Abschlussrede ansetzte, war auch Karsten Kuhl wieder da. Neben ihm stand der Groß Köriser Bürgermeister Detlef Roggan, um seinem “Kollegen moralischen Beistand zu leisten.” Erstaunt vernahmen beide Worchs Ankündigung, nächstes Jahr um die gleiche Zeit erneut gegen den Amtsdirektor demonstrieren zu wollen. Dann wird Oncken, der am 30. April 2003 in den Ruhestand geht, wieder nicht da sein.