Wo diese nicht weichen wollten,köpfte man Könige und schleifte die Symbole ihrer Herrschaft.Seines eigenen Glückes Schmied zu sein, war das Versprechen, dass die heran brechende bürgerliche Gesellschaft bereithielt, mithin das Versprechen auf Glück überhaupt. In Preussen-Deutschland geschah der gleichen nicht. Als sich hier die Ackerbürger zu Fabrikherren mauserten, sahen sie sich mit den zu Proleten werdenden Plebejern konfrontiert, die auch ein Stück vom Kuchen ab haben wollten. Die Bürger kniffen und verrieten die Freiheit. Im Gegenzug kartätschten die Fürsten bei Bedarf die aufsässigen Proleten und die paar Bürger die noch an die Freiheit glaubten zusammen. Ein Symbol dieser nicht angefochtenen Macht der Monarchen, die bestand, bis sie aus eigene rMorschheit zusammenkrachte, war das Potsdamer Stadtschloss. Die DDR schließlich versuchte den ausgebliebenen Befreiungsschritt nachzuholen und schliff Stadtschloss und Garnisonkirche.
Die heutige Gesellschaft nun gibt sich täglich alle Mühe, uns zu demonstrieren, dass es in der Welt der Kapitalverwertung kein Glück mehr zu gewinnen gibt. Das Beste was den Menschen passieren kann ist,dass der stets drohende Absturz andere trifft, die Hartzies, die Griechen etc. Aber auch das Versprechen einer neuen, besseren, das Glück für alle garantierenden Gesellschaft, in dessen Namen das Stadtschloss einst gesprengt wurde, existiert nicht mehr, hat sich in maroden Fabriken und langen Warteschlangen, in Jugendwerkhöfen und Knästen unsterblich blamiert.
Ohne Hoffnung auf Besserung quälen wir uns täglich durch ein unsinniges Leben. In einer Welt, in der die Mittel vorhanden sind, allen Bewohnern dieses Planeten ein Leben in Würde und die Möglichkeit,glücklich zu werden zu bieten, dienen diese Mittel nur dazu Elend, Ausbeutung, Dummheit und Ignoranz zu verewigen. Ertragen kann man das ganze nur im Suff oder im Wahn. Dieser Wahn lebt sich meist friedlich aus. Hunderttausendfach fliehen erwachsene Menschen aus der Realität, trinken Met auf Mittelalterjahrmärkten, verkleiden sich als Hobbits und Elfen oder fiebern mit der Wanderhure um die Liebe, die sie selbst nicht mehr finden können. Das ist der Eskapismus derjenigen, die dem Terror von Lohnarbeit und Hartz4 in eine Welt entfliehen, in der sie hoffen mehr zu sein als ein stets ersetzbarer Behälter der Ware Arbeitskraft, in der sie noch der Prinz sein können, der die Prinzessin vor dem Drachen rettet (oder umgekehrt).
Demgegenüber steht der Wahn derjenigen, die glauben, hier zu bestimmen wie die Dinge laufen, in ihren Softwareschmieden, Talkshows und als Führer politischer Apparate. Insgeheim ist auch ihnen klar, dass sie nur Charaktermasken sind, dass nicht sie bestimmen wie der Laden läuft, sondern dass auch sie nur um den Preis des stets möglichen Absturzes (bei dem sie allerdings i.d.R. weicher fallen als die anschlussverwendete Schlecker-Verkäuferin) den stummen Zwang der Verhältnisse exekutieren. Vor einem Zeugnis ihres Wahns stehen wir hier. Vor dem in Beton gegossenen, endgültigen Abschied von der Idee der Demokratie als einer Herrschaft selbstbewusster Bürger, die ihre Interessenkonflikte reguliert austragen und dem Symbol der Hoffnung auf den gütigen, harten, aber gerechten Souverän, der den Zwang der Verhältnisse zerreißt, in dessen Entscheidungen die Macht wieder zu sich kommt. Dafür steht die Bittschriftenlinde, die vor dem Schloss wieder stehen soll, und an der in Zukunft die zu Untertanen regredierenden Bürger wieder ihre Petitionen anheften werden.
Aber: feudale Verhältnisse lassen sich nicht wiederherstellen, die ersehnte Rückkehr in die gute alte Zeit ist der Schritt nach vor nein die Barbarei. Diese Barbarei scheint schon auf in den Vernichtungsphantasien, die in beige gewandete Rentner, gebotoxte Boutiqebetreiberinnen, Schauspielerdarsteller, Barockfa- und-fetischisten und was sich sonst noch in dieser Stadt für Bürgertum hält jenen, die den Wahn nicht mitmachen wollen ins Gesicht brüllen, wenn sie ihre Kinderstube fahren lassen und mit Regenschirmen und Fäusten auf die KritikerInnen losgehen.
Der Wiederabriss des Stadtschlosses ändert an den Verhältnissen unter denen wir leben nichts. Nichtsdestotrotz werden wir es abreißen,wenn wir sie geändert haben.