Werte Vertreter_innen von Presse, Institutionen und Zivilgesellschaft in Potsdam und Brandeburg a.d.H.!
Am kommenden Dienstag, 13.07.2021 um 15 Uhr werden wir Geflüchtete aus den Lagern in der Flämingstraße und der Upstallstraße in Brandenburg a.d.H. zum zweiten Mal mit einer Demonstration gegen unser schlechten Lebensbedingungen im Lager protestieren.
Bereits am 30.03.2021 haben wir bei einer Kundgebung auf den Neustädtischen Markt über die Mißstände in den Lagern berichtet und uns mit 16 Forderungen an die Verantwortlichen gewandt (1).
Nach unserer Kundgebung hat uns Andreas Griebel, Vorstand des DRK Kreisverbandes Brandenburg a.d.H. öffentlich unterstellt, dass wir Unwahrheiten verbreiten (2). Er behauptet, es gibt Wifi in der Flämingstraße. Aber das Wifi dürfen nur diejenigen nutzen, die dort arbeiten. Herr Griebel sagt, es gibt viele Bildungsangebote, aber die meisten von uns dürfen nicht einmal einen Deutschkurs besuchen oder eine Ausbildung beginnen. Er spricht davon, dass Besuche im Lager möglich wären. Aber wegen Corona dürfen die Bewohner*innen von Lagern in Deutschland keine Gäste empfangen. Er spricht von “mangelnder Kommunikation“ gegenüber der Heimleitung. Wir haben aber die Heimleitungen sogar schriftlich zu unserer letzten Kundgebung eingeladen und unsere Forderungen übersendet.
Niemand hat Interesse gezeigt mit uns zu sprechen, keine unserer Forderungen wurde erfüllt. Einige von uns leben immer noch getrennt von ihrer Familie im Heim und dürfen nicht ausziehen. So sagt zum Beispiel F. aus der GU Flämingstraße: „ Mein Kind wohnt mit meiner Freundin im Heim in Henningsdorf. Ich kann nicht mit ihr zusammenziehen, weil meine Umverteilung an den gleichen Wohnort nicht genehmigt wird.“ Die Küche in der Upstallstraße schließt weiterhin um 22 Uhr. Das ist vor allem für K. ein Problem: „Ich bin Schichtarbeiter und kann mir nach der Arbeit kein Essen kochen.” Besuch im Heim ist weiterhin nicht erlaubt. B. aus der GU sagt: „Meine Kinder, die bei meiner Freundin in der Stadt wohnen, können mich nicht einmal besuchen.”
Wir werden weiter unsere Situation öffentlich machen. Wir werden so lange gegen das Leben im Lager kämpfen, bis wir die uns zustehenden Grundrechte erhalten: Familienleben und soziale Teilhabe, Bewegungsfreiheit und Mobilität, Privatsphäre und Gesundheit, Bildung und Arbeit. Durch das Leben in den Lagern sind wir systematisch davon ausgeschlossen. Es muss sich etwas ändern! Wir geben nicht auf!
Gerne folgen wir allen Einladungen zum Gespräch mit Verantwortlichen. Wir freuen uns über jede*n der/die sich für die Verbesserung unsere Lage einsetzen möchte.
(1) facebook.com/WellComeUnitedBerlinBrandenburg
(2) https://meetingpoint-brandenburg.de/neuigkeiten/artikel/74338-Nach_Fluechtlingsdemonstration_DRK_widerspricht_Vorwuerfen_zu_Zustaenden_im_Heim