ZIEGENHALS. Nach der Abrissgenehmigung für die Thälmann-Gedenkstätte in
Ziegenhals hat das Zeitgeschichtliche Forum in Leipzig sich bereit erklärt,
einen Teil der Anlage zu übernehmen. “Wir haben eine entsprechende Anfrage
aus dem Potsdamer Kulturministerium erhalten”, sagte der Direktor des vom
Bund finanzierten Zeithistorischen Forums, Rainer Eckert, am Mittwoch der
Berliner Zeitung. “Ich kann mir vorstellen, die SED-Ausstellung aus dem
Jahre 1986 wissenschaftlich zu bearbeiten, digital zu fotografieren und bei
uns zu lagern.” Direktor Eckert lehnte es aber ab, die Ausstellung, die den
einstigen KPD-Vorsitzenden Ernst Thälmann verherrlicht, permanent in einer
Ausstellung zu zeigen. “Dafür haben wir keinen Platz — außerdem muss eine
SED-Ausstellung auch nicht ständig gezeigt werden”, sagte der Chef der
Leipziger Einrichtung, die zum Haus der Geschichte in Bonn gehört. Eckert
plädierte vielmehr dafür, die Thälmann-Ausstellung im Rahmen einer
Wechselausstellung zu zeigen. “Etwa um zu zeigen, wie ein totalitäres System
wie die DDR die Geschichte dargestellt hat.”
Die DDR-Staatsführung hatte die Thälmann-Gedenkstätte bei Königs
Wusterhausen in den 50er-Jahren errichten lassen. Hier fand im Februar 1933
die letzte Funktionärstagung der KPD statt — bereits in der Illegalität, da
die Nazis schon an der Macht waren. Zu DDR-Zeiten wurden der historische
Tagungsraum mitsamt der Thälmann-Ausstellung, ein Ehrenhof mit
Thälmann-Büste sowie ein Ruderboot unter Denkmalschutz gestellt. Auch nach
der Wende kümmerte sich ein Verein von Altkommunisten um den Erhalt der
Gedenkstätte. Das änderte sich, als ein hoher Potsdamer Landesbeamter,
ausgerechnet Leiter der Oberen Bauaufsicht Brandenburgs, das Seegrundstück
Ende 2002 ersteigerte. Er verwehrte dem Thälmann-Freundeskreis den Zutritt
und zweifelte die Denkmalwürdigkeit der Anlage an. Auf Grund des neuen, seit
2004 gültigen Denkmalschutzgesetzes kann der Eigentümer, in dessen Abteilung
das neue Gesetz erarbeitet worden ist, nun die Anlage abreißen: Ein Erhalt
sei ihm wirtschaftlich nicht zuzumuten, hat der zuständige Landkreis
entschieden. Allerdings erhielt der Eigentümer die Auflage, die
Ausstellungsstücke einzulagern oder umzusetzen sowie den Denkmalwert zu
dokumentieren. Gegen diese kostspieligen Auflagen hat der Landesbeamte
wiederum geklagt, so dass ein Abriss noch nicht erfolgen kann. Der
Bürgermeister von Königs Wusterhausen, Stefan Ludwig (PDS), will nun Teile
der Gedenkstätte auf einem benachbarten kommunalen Grundstück unterbringen.
“Schmuckmauer, Büste und Ehrenhof bleiben dann in Sichtweite des
authentischen Ortes erhalten”, sagte Ludwig am Mittwoch. Allerdings habe die
Stadt kein öffentliches Gebäude zur Verfügung, um auch die
Thälmann-Ausstellung unterzubringen. “Und bauen können wir aus finanziellen
Gründen keines.”